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Wer sich nicht fotograieren lassen wollte, würde gar nicht erst an die Costa
Smeralda kommen. Jede Kaste hat ihre Überzeugungen und ihre Berufsehre, auch
die der Paparazzi. Vor einigen Jahren gab es allerdings einen Riesenskandal um
die Bildagentur eines bekannten Fotografen, die von dieser Ehre nicht viel hält.
Da wurden Schöne, Berühmte und meist auch Reiche in für sie peinlichen Situ-
ationen abgelichtet - und anschließend erpresst.
Meine privaten Helden der Medien sind die Fußballjournalisten, die direkt aus
den Stadien ihre Berichte abliefern. Sie arbeiten vor allem für die Sportageszei-
tungen. Aber auch für den »Corriere« und die »Repubblica«, die beide hervorra-
gende Sporteile haben, solange es sich um Fußball oder die Formel 1 dreht. Sie
veröfentlichen lange und ausführliche technische Spielanalysen, wie sie in
Deutschland nicht so ot zu inden sind. Ich habe die Kollegen auf der Pres-
setribüne beobachten können, wie sie bei Wind und Weter auf ihren Laptops
bereits in der ersten Hälte ihren pezzo (Artikel) anlegen, dann während des
Spiels laufend umschreiben und am Ende womöglich neu fassen müssen. Bei den
anschließenden Pressekonferenzen herrscht nach den Statements der Trainer
nicht das Schweigen, das man ot in Deutschland indet, wo jeder Journalist mög-
lichst sein Exklusivinterview haben will, sondern ein fröhlich-lautes Frage- und
Antwortspiel, bei dem vor allem die Reporter der kleinen Rundfunk- und
Fernsehstationen die Hauptrolle spielen.
Der Fernseher läuft und läuft und…
In Italien läut der Fernseher in jeder Wohnung. Und läut morgens und läut mit-
tags und läut abends. Ot gibt es neben dem Gerät im Wohnzimmer weitere in
der Küche, im Schlaf- und auch im Kinderzimmer. Fernseher stehen bei Gefan-
genen in den Gefängniszellen - sie müssen sogar mit einem ausgestatet sein, wie
man bei Adriano Sofri nachlesen kann. Fernseher stehen in Hotelzimmern, und
wenn man Pech hat, auch in der Pizzeria oder Tratoria. Programmansprüche
werden erst am Abend gestellt, wenn man die Tagesschau ( telegiornale ) verfolgt,
sich einen Film angucken oder sich von irgendeiner Show ablenken lassen will.
Die Programme sind heute von »Big Brother« bis zum »Wer wird Millionär?« so
international austauschbar wie die Werbespots. Ob öfentlich-rechtliche (3) oder
private Kanäle (um die 100), dem Reisenden wird vieles bekannt vorkommen. So
wird man vom Homo sapiens zum Homo zappens erzogen. Durchschnitlich sitzt
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