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»Grand Hôtel«, im »Café de Paris« oder bei »Doney« trafen. Man kam aus dem
Kino und dem heater, die Restaurants schlossen gerade, die Zeitungen druckten
an, und die Partys auf den Terrassen der großen bürgerlichen Wohnungen gingen
zu Ende. Nur in der Via Veneto pulsierte noch la dolce vita , wie es die Fotoreport-
er dokumentierten.
Schon damals wurde man handgreilich. Das musste der Starfotograf Tazio
Secchiaroli erleben, der vom Schauspieler Walter Chiari verprügelt wurde und
sogar vom ägyptischen Exkönig Faruk einen Faustschlag bekam, weil dem das Bl-
itzlicht des aufdringlichen Fotografen auf die Nerven ging. Es gab eine regel-
rechte Technik, um die Prominenten aus der Fassung zu bringen, was die
Berichte umso dramatischer machte. Busenstar Anita Ekberg und ihr Ehemann
Anthony Steel, die sich unter reichlich Alkoholeinluss regelmäßig Eifer-
suchtsszenen lieferten, waren besonders beliebte Opfer. Federico Fellini, der sich
von Secchiaroli beraten ließ, hat mit Anita Ekberg der Via Veneto in seinem Film
»La dolce Vita« ein Denkmal gesetzt - und die Figur des Fotoreporters mit dem
Namen Paparazzo geschafen, der zum Namensgeber aller Paparazzi geworden
ist.
Das Skandalfoto der Sechzigerjahre, eine unbekleidete Jacqueline Onassis,
wurde auf der griechischen Insel Skorpios geschossen. Inzwischen wildern die
Paparazzi gern an der Costa Smeralda auf Sardinien. Sarah Ferguson ist an der
Küste des Aga Khan regelmäßig Sommergast, ebenso Britney Spears, Tom Cruise
und so manches italienische Fernsehsternchen auch. Hier wurde auch der erste
Kuss von Lady Diana und Dodi Al-Fayed dokumentiert. Der frühere Stürmerstar
und heutige Sportkommentator Gianluca Vialli konnte mit Urlaubsfotos aus
Sardinien seinen Öfentlichkeitswert steigern. Die Jachten der Enkel der Agnellis
legen im Hafen von Porto Cervo an, die von Caroline von Monaco ebenfalls. Und
was sich einst so alles in der Villa Certosa, dem Sommersitz von Silvio Ber-
lusconi, zutrug, würde uns ohne die Fotos der Paparazzi ein Geheimnis bleiben.
Die Paparazzi-Crew ist international, doch die Italiener bilden die Spitzen-
gruppe. Einer der bekanntesten, Massimo Giordano, weiß, dass seine Bilder nicht
als große Kunst angesehen werden. Aber so etwas wie eine Arbeitsethik hat er
dennoch, wie er in einem Interview verriet: Er respektiere das Recht auf Privat-
sphäre, vor allem was Kinder, Kranke und Schwache angehe. Aber das Recht
gelte nicht für die, die kommen, »um sich mit blankem Busen oder einem neuen
Verlobten fotograieren zu lassen«. Die Fotografen sind alle fest davon überzeugt:
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