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produzierenden Bio-Betriebe kann kein anderes europäisches Land mithalten. In
Bezug auf die Anbauläche belegt Italien hinter Spanien den zweiten Platz. Für
deutsche Unternehmen der Branche spielt Italien sowohl als Lieferland wie als
Absatzmarkt eine wichtige Rolle. Das Marketing von Bio-Kost proitiert auch von
einer breit angelegten Verbrauchererziehung. In italienischen Schulkantinen
müssen die Mahlzeiten nach staatlicher Verordnung auf biologisch angebauten
Produkten basieren. Das fördert einmal den Absatz (rund eine Million biologische
Schulmahlzeiten werden täglich ausgegeben) und steigert zum anderen die
Akzeptanz von Bio-Produkten in breiten Bevölkerungskreisen.
Der Kiosk und die Lesegewohnheiten
Morgens gegen 5.30 Uhr ist die Welt noch in Ordnung. Bei laufendem Motor lädt
der Fahrer des Vertriebsdienstes seine Zeitungsstapel vor dem Kiosk ab, den
Signora Lia zusammen mit ihrem Mann Sergio gerade aufschließt. Nach und nach
rasseln in der Nachbarschat Rollläden hoch, während zwei Straßen weiter die er-
ste Tram durch den Nebel ratert. In Mailand darf man hören, dass der Tag begin-
nt. Dann kommt auch Emanuele auf seinem tomatenroten Motorroller ange-
fahren. Bald zieht ein Hauch frischen Espressoduts aus seiner Bar durch die nas-
skalte Morgenlut im Winter oder die sich ankündigende Schwüle im Sommer -
für die beiden am hell erleuchteten Zeitungskiosk eine heiß-süße Versuchung,
der sie aber (noch) nicht nachgeben. Erst einmal muss weiter aus- und abgepackt,
gezählt und sortiert werden. Sergio beginnt seine Runde durchs Viertel und
steckt Kunden die Zeitungen in den Briekasten. Frühaufsteher kommen an den
Kiosk und greifen zum »Corriere della Sera« oder zur »Repubblica«. Und Signora
Lia stöhnt über die Menge der Beilagen und Gadgets, die sich noch vor dem
Kiosk stapeln. »Dio mio, das wird von Mal zu Mal schlimmer, wo soll ich das
ganze Zeug heute bloß wieder hinpacken?«
Diesen Stoßseufzer kann man ungefähr zur gleichen Zeit an rund 38000 Kio-
sken im ganzen Land hören. Bis zu 5000 verschiedene Presseartikel, ot auch
Postkarten oder Fahrkarten für die öfentlichen Verkehrsmitel werden an diesen
Verkaufsständen angeboten, die in der Regel nicht mehr als vier mal zwei Meter
Grundläche haben. Die edicola , wie der Zeitungskiosk in Italien heißt, ist inzwis-
chen eine nationale Institution geworden. Und eine demokratische dazu: Laut Ge-
setz müssen hier alle Zeitungen zum Verkauf angeboten werden, welche die Ver-
leger anliefern, ob sie nun dem Kioskbesitzer gefallen oder nicht. Die rechtsex-
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