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um sie zugleich wieder zu investieren. Gewinne? Die Sozialkooperativen arbeiten
ot in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, doch die Kommunen zögern in
Zeiten leerer Kassen die Zahlungen über Monate hinaus. In Turin klagte kürzlich
der lokale Verband der Kooperativen, dass die Stadt inzwischen mit rund fünf
Millionen Euro im Rückstand sei und damit die Existenz einiger Gruppen ge-
fährde.
Im Land gibt es nach einer Untersuchung des staatlichen Statistikamtes ISTA
rund 7400 solche Sozialkooperativen mit insgesamt 210000 Angestellten, die
zusätzlich von 32000 Freiwilligen unterstützt werden. Sie versorgen mehr als 3
Millionen Hilfebedürtige mit einem Gesamtvolumen von 6,4 Milliarden Euro im
Jahr.
Einer dieser Sozialarbeiter ist Enrico, der am Nachmitag und abends durch
Bars und Trefpunkte am südlichen Stadtrand von Mailand zieht, um Kontakt zu
den Stadtstreichern zu halten. Eine harte Arbeit, bei der es um Drogen, Aids und
Alkoholismus geht, »aber vor allem darum, vorzubeugen und dazu beizutragen,
dass der Hilfebedürtige das Beste aus sich herausholen und wieder Selbstver-
trauen gewinnen kann«. Dafür bekommt Enrico sechs Euro neto Stundenlohn.
Viel zu wenig, aber er sagt, »die Arbeit gefällt mir, weil sie sinnvoll ist«.
Misstrauen in die Politik, heißt es, würde letztlich in einem opportunistischen
Verhalten enden, bei dem Gesetzesübertretungen und die zustimmende Duldung
von Steuerhinterziehung, von Korruption gar, an der Tagesordnung seien. Es gibt
in Italien aber auch den Gemeinsinn von Millionen Freiwilligen und Sozialarbeit-
ern, die helfen wollen, auch wenn sie nicht jedem helfen können.
Wirtschaft - vom Kellerkind zum Bio-König
Ein paar ganz nüchterne Ausblicke auf die Wirtschatslage: Italien ist nach
Deutschland die zweitwichtigste Industrienation in Europa - gemessen am
Produktionswert der verarbeitenden Industrie liegt das Land vor Frankreich und
Großbritannien -, und die Industrie ist stark exportorientiert. Das erzählt
Siegfried Breuer von der Germany Trade and Invest (Gesellschat für Außen-
wirtschat und Standortmarketing) in Mailand, den ich im April 2012 besucht
habe. Deutschland ist für Italien der wichtigste Handelspartner vor Frankreich
und den Vereinigten Staaten.
Auf der anderen Seite hat Italien aus der deutschen Sicht als Handelspartner an
Bedeutung verloren. In der Rangfolge der deutschen Außenhandelsstatistik liegt
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