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Die Zuckerbäcker kamen auf die retende Idee, mit Haselnüssen, die überall im
Piemont wachsen, die Schokolade zu strecken. So entstand das Nougat.
Später wurde es dann in kleine Briketformen gepresst und in eine goldschim-
mernde Folie eingepackt. Der kleinen Nougatform gab man den Namen Giandui-
oto, nach einer piemontesischen Figur aus der commedia dell'arte . Wehe, wenn
ich bei der Rückkehr von einer Recherche in Turin keine Gianduioti, eine Erb-
schat der napoleonischen Belagerung, mit nach Hause bringe. Meiner Familie ist
aber in diesem Zusammenhang Napoleon ziemlich egal.
Einheit vor 150 Jahren und heute
Im 18. Jahrhundert wollte Italien mehr sein als nur ein »geograischer Begrif«,
wie es noch 1849 vom österreichischen Staatsmann Graf Meternich verhöhnt
wurde. In Erinnerung an alte politische Größe sollte es in einem Nationalstaat
vergleichbar den großen Nachbarn Frankreich und Deutschland geeint werden.
»Risorgimento« (wörtlich: Wiederauferstehung) hieß eine Zeitschrit, die der
rechtsliberale piemontesische Politiker Graf Camillo Cavour zusammen mit an-
deren ins Leben gerufen hate. Der Name wurde dann auf die gesamte Einigungs-
bewegung übertragen, die Graf Cavour zunächst als Minister und später als
piemontesischer Regierungschef anführte. Das Land hat es ihm und dem Haude-
gen Giuseppe Garibaldi in unzähligen Denkmälern, Straßen und Plätzen gedankt.
Umfragen nach sprechen sich heute 88 Prozent der Italiener für die nationale Ein-
heit aus. Und 53 Prozent fühlen sich emotional angesprochen, wenn sie die Na-
tionalhymne hören. So konnte Starkomiker Roberto Benigni im Fernsehen
während des Schlagerfestivals von Sanremo 2011 mit einer viel umjubelten Inter-
pretation des Textes der Nationalhymne (»Fratelli d'Italia« - Brüder Italiens) von
Goffredo Mameli autreten. Im März des Jahres begannen dann die Feierlich-
keiten zur Gründung des Staates Italien vor 150 Jahren, als der König von
Piemont-Sardinien am 17. März 1861 per Gesetz den Titel eines Königs von Itali-
en annahm.
Es ist vor allem Turin, wo man diese Geschichte wiederindet, im von Guarino
Guarini erbauten barocken Palazzo Carignano zum Beispiel. Hier debatierten
von 1848 an in einem ehemaligen Festsaal die Mitglieder des Abgeordneten-
hauses der konstitutionellen Monarchie von Piemont-Sardinien. Das war ein Pup-
penstubenparlament mit rund 250 Sitzplätzen (und ist heute noch zu besichtigen).
Während der Befreiungskriege gegen Österreich zeichnete sich ab, dass man mit
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