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nito!« Man habe Italien lange geliebt, doch »leider ist die Lut aus der Bez-
iehung.«
Beiträge wie dieser erhöhten noch den Frust vieler entäuschter Italien-
liebhaber, die sich wortreich von ihrer Geliebten nach dem Moto trennen: Du
bist nicht mehr die, die ich einst gekannt hate. Der Maler Markus Lüpertz hate
es in einer Rede zum 100. Jahrestag der Gründung der Villa Romana, der
deutschen Künstlervilla in Florenz, so gesagt: »Aus dem Zwang, dieses Land zu
begreifen, suchen wir es heim und belästigen es mit Liebe.« Die gleichsam logis-
che Folge: Italien wehrte sich und machte sich unbeliebt. »Italien mein Immer-
land«, dichtete vor Jahrzehnten Rose Ausländer. Was würde sie heute schreiben?
Mein Nimmerland?
Got sei Dank haben sich inzwischen die Wogen wieder etwas geglätet. Man
achtet wieder auf die Vielfalt der Farben, die Schatierungen des Lichtes und die
großartigen Landschatsbilder von den Alpen bis nach Sizilien, die Reisende auf
der Suche nach einem milden Klima seit jeher angezogen haben. Städte der un-
terschiedlichsten Art bewahren Geschichte und Kultur. Hier haben die Künste ein
ideales Umfeld gefunden, sind Musik und Malerei gewachsen, Literatur und Film,
Mode und Design. Italien, das ist schließlich auch die Kunst zu leben - bei Tisch,
im Gespräch und auf der Piazza. Man kann über 150 Jahre nach Gründung der
staatlichen Einheit südlich der Alpen stolz sein auf ein Land, das - gegenwärti-
gen Widrigkeiten zum Trotz - wie kaum ein anderes in Europa bis in den Alltag
hinein Ausdruck einer jahrtausendealten Kultur ist.
Doch es gibt einen Wandel des Italienbildes, und man würde es sich zu einfach
machen, würde man ihn nur Berlusconi (und dem quälend langen heater um
seinen Abschied von der Politik) in die Schuhe schieben. Der Basler Schritsteller
Dieter Bachmann, der mehrere Jahre lang das Schweizer Kulturinstitut in Rom
leitete und heute noch in Umbrien den Sommer verbringt, hat sich in einem
Reisebuch (»Die Vorzüge der Halbinsel«) auf die Suche nach Italien gemacht. Am
Ende führt er ein Gespräch mit einem Freund, mit Peter Kammerer, der seit
Jahrzehnten in Italien lebt und an der Universität Urbino Soziologie unterrichtet.
Es geht um die Frage: Was ist in dem Land kaputgegangen, das von den Sechzi-
gerjahren an wegen des Zweiten Vatikanischen Konzils, der Kommunistischen
Partei und dem inneren Nord-Süd-Konlikt einmal »das interessanteste der Welt«
gewesen war? Kammerers hese: Europa konnte mit diesem Italien nichts anfan-
gen, die »von hier ausgehenden Impulse wurden vom Mainstream in Europa
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