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Kapitel 3
Ökologische Wirkungspfadanalyse: Bt-Mais
in der Umwelt
Broder Breckling, Simone Böckmann und Hauke Reuter
Gentechnische Veränderung wirkt auf molekularer Ebene. Primäres Ziel des Ein-
griffs ist ein Effekt auf einer höheren Ebene, der des Organismus. Er soll Eigen-
schaften aufweisen, die im Rahmen der konventionellen Züchtung nicht oder nicht
so einfach erreichbar sind. Da beim Anbau von GVO die nähere und weitere Umge-
bung betroffen ist, entsteht ein Wirkungszusammenhang, der von der molekularen
Ebene bis zur makroskopischen, landschaftlichen bzw. regionalen Ebene reichen
kann. Die Beziehungen zu analysieren, die dabei eine Rolle spielen, ist Gegenstand
der Wirkungspfadanalyse im Rahmen der Risikoabschätzung. Dies wird im Fol-
genden am Beispiel der zurzeit im Europäischen Rahmen einzigen wirtschaftlich
bedeutsamen Kulturpflanze betrachtet, die Objekt gentechnischer Veränderung ist,
demBt-Mais. Die besondere Bedeutung vonMais resultiert daraus, dass dieser welt-
weit nicht nur eines der bedeutendsten Grundnahrungsmittel ist, sondern auch ein
wichtiges Futtermittel und zunehmend für technische Zwecke (Biogas, Biodiesel,
Bioplastik) Bedeutung erlangt.
Ökologische Wirkungspfade als Thema der Risikoanalyse
Abhängig von der Art der Einwirkung und der Beschaffenheit des bereits beste-
hendenWirkungszusammenhanges können vorhersehbare Effekte oder auch schwer
prognostizierbare neuartigeWirkungen eintreten. Betrachtet man eine anthropogene
Einwirkung auf die natürliche Umwelt wie z. B. mit Umweltschadstoffen belaste-
te Böden, Gewässer und Luft, so ist für eine Folgenabschätzung immer die Frage
zu stellen, wo die Wirkungen ansetzen (Exposition) und welche Verknüpfungen im
Hinblick auf Folgeeffekte mit betroffen sind. In komplexen Systemen bleibt es nicht
bei kurzzeitigen, einmaligen Effekten. Jede Veränderung löst Folgereaktionen aus.
Wie ein Netzwerk breiten sich Wirkungspfade vom Ursprung in viele - auch un-
vorhersehbare - Richtungen aus. Sie variieren in ihrer Verknüpfung, Stärke und
B
B. Breckling (
)
Lehrstuhl für Landschaftsökologie, Universität Vechta, PF 1553, 49364 Vechta, Deutschland
Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien (UFT), Abt. 10 (Ökologie),
Universität Bremen, PF 330440, 28334 Bremen, Deutschland
e-mail: bbreckling@iuw.uni-vechta.de
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