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Risikoabschätzung in eine umfassende ökologische Risikoanalyse fortentwickelt
werden soll, die die Prinzipien und Methoden der Biodiversitäts- und Ökosystemfor-
schung berücksichtigt. Die entsprechende wissenschaftliche Literatur unterscheidet
die Kontrahenten in zwei „Schulen“, die dem „ökotoxikologischen Ansatz“ oder
dem „ökologischen Ansatz“ folgen. Die Gruppenzugehörigkeit der Vertreter dieser
Ansätze entscheidet sich dabei offenbar nicht nur aufgrund wissenschaftlicher Be-
weggründe, sondern auch aufgrund der institutionellen und konzeptionellen Nähe
zu den Entwicklern und Vermarktern von GVO.
In der akademischen Debatte und Arbeit außerhalb der Bereiche der Gentech-
nologie wurden derweil Ansätze zur Risikoabschätzung entwickelt, die deutlich
offener für die Integration sozioökonomischer Aspekte in die jeweiligen Ent-
scheidungsprozesse sind. Die wegweisende Arbeit der OECD führte etwa zum
Konzept der „Systemischen Risiken“, deren Abschätzung eine holistische Metho-
dik erfordert und dessen Bedeutung vor allem von Experten aus dem Bank- und
Finanzwesen sowie dem Gesundheitswesen erkannt wurde. Aus diesen Erfahrun-
gen kann abgeleitet werden, dass die Entwicklung eines holistischen Ansatzes
auch im Bereich der GVO-Risikoabschätzung möglich ist und in der Tat zu ers-
ten Ergebnissen geführt hat, zu denen auch der GeneRisk-Verbund beigetragen
hat (siehe u.a. die GMLS-Tagunge n 18 , Aheto 2009 , Aheto et al. 2011 , Reuter
et al. 2011 , Beiträge zur MOP- 5 19 ; eine Gesamtübersicht über Publikationen aus
dem GeneRisk-Zusammenhang enthält Kap. 19 ). Der gesetzlich festgelegte Pro-
zess der GVO-Risikoanalyse und Entscheidungsfindung berücksichtigt diese neuen
wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen allerdings noch nicht.
Einen möglichen und in anderen Prozessen bereits erprobten Ansatz, um syste-
mische Risiken abzuschätzen, bietet die Anwendung des international anerkannten
Instrumentes der Strategischen Umweltprüfung (SUP). Grundlegende juristische
und technische Rahmenwerke wurden bereits durch die OECD, die CBD und die
EU erarbeitet. Aufgrund der Analyse der zurückliegenden Diskussionen über die
Ergebnisse und Defizite der bisherigen GVO-Risikoanalyse wird vorgeschlagen,
die Anwendbarkeit und Sinnhaftigkeit der SUP in Fallstudien zu prüfen, die das
Ziel einer umfassenden Analyse der systemischen Risiken von gv-Pflanzen in der
Landwirtschaft verfolgen. Die jüngst angestoßene Debatte in der EU über eine
mögliche Berücksichtigung sozioökonomischer Faktoren in der Entscheidungsfin-
dung über GVO-Anwendungen durch neue gesetzliche Rahmenbedingungen kann
18 http://www.gmls.eu
19 Siehe Scientific Conference & Citizen Forum: Advancing the Understanding of Biosafety.
Scientific Findings, Policy Responses and Public Participation - Social Sustainability and Bio-
logical Safety.
Nagaoya/Japan
http://www.ensser.org/activities/meetings/biosafety-conference-nagoya/
Assessing Systemic Risks
http://www.ensser.org/uploads/media/KN4-Breckling-EN.pdf
http://www.ensser.org/uploads/pics/KN4_Breckling.pdf
 
 
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