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ihrer Umwelt auf verschiedenen Ebenen - vom Molekül, über die Pflanze, den
Pflanzenbestand bis hin zur Agrar- und Naturlandschaft zu untersuchen. Darüber
hinaus müssen aber auch die Implikationen für weitere Systeme wie die Ökonomie
(Einzelbetriebe der Land- und Ernährungswirtschaft; Volkswirtschaft), also auch
systemische Interaktionen, in die Bewertung einbezogen werden. Bisher standen
Untersuchungen auf der Ebene des Labors und einzelner Felder im Vordergrund.
Gerade Wirkungen auf das Produktionssystem müssten aber auch gesamtheitlich
betrachtet werden. Ebenso sind die nachgelagerten Bereiche der Verarbeitung zu
untersuchen und mögliche Wirkungen auf nicht direkt genutzte Naturgüter wie
z. B. Schutzgebiete und Effekte auf die Biodiversität der betroffenen Naturräume
zu erfassen.
Die Ökosystemforschung hat gezeigt, dass solche Skalierungsfragen und die sys-
temischen Vernetzungen für Umweltwirkungen eine ganz besondere Rolle spielen.
Nicht alle Effekte lassen sich 1 zu 1 von kleinen auf große, für politische Ent-
scheidungen bedeutsame Raumeinheiten übertragen, z. B. vom Labor oder Feld
auf Landschaften. Wesentlicher Entwicklungsbedarf besteht im Hinblick auf sys-
temische Aussagen für größere Räume und dementsprechend zu unterscheidende
Umweltverhältnisse. Solche systemischen Erkenntnisse lassen sich nur mit ei-
nem nach den ökosystemaren Organisationsebenen gestuften Forschungsdesign
gewinnen. Hierfür liegen aus der regionalisierenden Ökosystemforschung bewähr-
te Verfahren vor: die landschaftsökologisch-ökosystemare Methodik, Modellierung,
Extrapolation und geostatistische Repräsentativitätsanalyse, die in dem komplemen-
tären Konzept aus grundlagenorientierter Ökosystemforschung, regionalisiertem
Monitoring und Umweltprobenbank zur Anwendung gelangen sollten. Dies war
auch Grundlage des Ökosystemforschungsprogramms des BMBF.
Was waren bisherige Schwerpunktthemen der GVO-Forschung?
Das BMBF hat über viele Jahre Projektförderung im Themenbereich „Biolo-
gische Sicherheitsforschung“ geleistet. Die dabei gewahrte personelle Konstanz
unterstützte die Etablierung zunehmend selbstreferenzieller und selbstrekrutieren-
der Netzwerke von Forschungsnehmern. Dies ging einher mit einer Verengung
des Themenspektrums der geförderten Projekte. Die benötigte Kompetenz der
Ökosystemforschung wurde nicht in der erforderlichen Breite eingebunden.
Im Vordergrund der BMBF-Förderung stand bisher insbesondere die Entwick-
lung neuartiger Methoden zur Herstellung gentechnisch veränderter Organismen,
die Förderung von Öffentlichkeitsarbeit für Gentechnik sowie empirische Einzelun-
tersuchungen im Labor- und Feldmaßstab. Dagegen wurden landschaftsökologisch-
ökosystemare Fragestellungen zum Teil explizit bereits bei den Ausschreibungen
ausgeschlossen und allenfalls in marginalem Umfang gefördert. Ein Anschluss an
die durch BMBF-Förderung seit Ende der 1980er Jahre gewonnene Kompetenz auf
dem Gebiet der Ökosystemforschung konnte deshalb noch nicht realisiert werden.
Die BMBF-Förderung zur biologischen Sicherheit von GVO sollte für eine un-
abhängige und offene wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung um ökosystemare
Ansätze erweitert werden. Es ist Aufgabe einer umfassenderen Forschungsstra-
tegie, nicht nur sektoral zu agieren, sondern der zunehmenden Vernetzung von
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