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eine überraschend hohe Aufnahmekapazität von GVO-Anbau, ohne dass die Ko-
existenzregeln verletzt werden ( Kap. 6 und 7 ). Allerdings würde dies in der
landwirtschaftlichen Praxis eine überbetriebliche Abstimmung und Planung des
Anbaus voraussetzen, wie sie z. Zt. nicht gegeben ist und im Moment nur in Einzel-
fällen notwendig erscheint: In Abhängigkeit von Feldgröße, Anbaukonzentration,
aber auch von der Landschaftsstruktur (z. B. in Abhängigkeit der Größe und Lage
von Naturschutz- bzw. FFH-Gebieten) können Konflikte hinsichtlich der Einhaltung
der Abstandsregelungen auftreten, insbesondere dann, wenn die räumliche Vertei-
lung dieser Flächen nicht kompakt ist, sondern anteilig verteilt über größere Räume.
Dann kann ein großer Teil der Ackerflächen im Hinblick auf die Mindestabstände
zu nah an diesen Gebieten liegen und nicht mit Bt-Mais bebaut werden. Das Kon-
fliktpotenzial ist umso größer, je kleinräumiger (wie z. B. in Schleswig-Holstein)
die Parzellierung in der Anbauregion ist. Zur Einbindung der Analysen in die Pra-
xis wurden Koexistenzstrategien am Beispiel des Landkreises Märkisch-Oderland
mit regionalen Stakeholdern entwickelt ( Kap. 15 ).
1.5.3 WebGIS
Politische Entscheidungen finden ebenso wenig wie gesellschaftliches und wirt-
schaftliches Agieren vorwiegend auf denjenigen räumlichen Ebenen statt, für die die
bisherige GVO-Forschung unmittelbar Ergebnisse erbracht hat: Labor und Acker-
schlag. Vielmehr sind es größere Räume, für die im Falle des GVO-Einsatzes
Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu tragen sind: die Fläche eines land-
wirtschaftlichen Betriebs und seiner Nachbarn, die Agrar- und Naturlandschaft,
der Landkreis, das Bundesland, das Bundesgebiet sowie internationale Beziehun-
gen. Entsprechende Geodaten über GVO sind wichtig für die räumliche Planung
des GVP-Anbaus und die Anwendung der Koexistenz-Regeln entsprechend der gu-
ten fachlichen Praxis (GfP). Für die räumlichen Aspekte der Nutzung von GVP
in der Agrarwirtschaft hat das GeneRisk-Projekt ein Internet-basiertes geographi-
sches Informationssystem (WebGIS GVO) entwickelt ( Kap. 8 ). Das WebGIS erfüllt
verschiedene Zwecke, die nicht nur im Zusammenhang mit der Modellierung der
Ausbreitung von GVO stehen, sondern auch für die ökonomischen und juristischen
Analysen und Bewertungen bedeutsam sind (Kleppin et al. 2011 ) :
1. Berechnung der für landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehenden Flä-
chen bei bestimmten Sicherheitsabständen (Abstandsregelung).
2. Beiträge zur Planung, Dokumentation und Auswertung des GVO-Monitoring.
3. Räumlich konkrete Zusammenführung der Ergebnisse von GVO-Forschung und
GVO-Monitoring.
4. Räumliche Visualisierung des gegenwärtigen und vergangenen GVO-Anbaus für
Landwirte, Behörden und Öffentlichkeit.
5. Frühzeitige bzw. präventive Identifizierung von Nutzungskonflikten. Ein Plan-
spielmodus erlaubt z. B. die Lokalisierung von GVO- bzw. konventionellen
Feldern in unterschiedlichen Anbausituationen. Das WebGIS besitzt somit auch
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