Biology Reference
In-Depth Information
(Kleppin 2010 , Schmidt et al. 2011 ) . Aber auch Bodenkarten und die Agrarstatis-
tik wurden zur Lokalisierung von Maisanbauflächen herangezogen. Die Allokation
der potenziellen Maisfelder erfolgte unter Berücksichtigung sowohl der Standort-
eignung anhand der Ackerzahl, der Deckungsbeitragsleistung und der Anbauan-
teile (aus statistischen Daten der Landkreise und Gemeinden). Es wurden daraus
Szenarien entwickelt, in denen verschiedene Anteile von konventionellem und gen-
technisch verändertem Anbau zugrunde gelegt wurden. Bei der Ausweisung der
Flächen wurden darüber hinaus verschiedene Abstandsregelungen zwischen kon-
ventionell und ökologisch angebautem Mais sowie Naturschutz- und FFH-Gebieten
berücksichtigt. Ein Dissertationsvorhaben, in welchem Daten zum Maisanbau in
Westafrika erhoben wurden, ermöglichte eine Modellanwendung auch für gänzlich
andere Landschaften und Anbausysteme (Aheto 2009 ) .
Um einen Eindruck von weiteren regional relevanten Interaktionen zu geben,
wurde am Beispiel von Schleswig-Holstein das Konfliktpotenzial zwischen Imkern
und GVO-Anbau thematisiert. Die Imkerei fand in bisherigen wissenschaftlichen
Risikoanalysen und entsprechenden regulatorischen Maßnahmen wenig Aufmerk-
samkeit, da der Raumbezug von vornherein einen regionalen Maßstab erfordert.
Es wurde untersucht, welche Flächen durch Imkerei genutzt werden und ob es
Überschneidungen dieser Flächen mit potentiellen GVO-Anbaugebieten gibt ( Kap.
10 ). Die Fragen zur Imkerei betrafen insbesondere (1) die Anzahl der Imker und (2)
ihre Bewirtschaftungsstrategie, d. h. Anzahl und Verteilung der Bienenstöcke und
Standorte, sowie (3) den Aktionsradius der Bienen in der Landschaft. Ziel war es,
darzustellen, ob und inwieweit die Gruppe der Imker in ihrer (Entscheidungs-) Frei-
heit zu wirtschaften durch den Anbau von GVO eingeschränkt würde und welche
weitergehenden Folgen für die Gesellschaft sich dadurch eventuell ergeben würden.
Zur Beantwortung dieser Fragen wurden Literaturrecherchen durchgeführt, zufällig
ausgewählte Imker in Schleswig-Holstein ausführlich befragt, Szenarien für einen
exemplarischen Imkerbetrieb erstellt und die Ergebnisse in Tabellen und Karten dar-
gestellt. Da Bienen als Bestäuber zahlreicher Kultur- und Wildpflanzen sowohl öko-
logisch als auch ökonomisch von großer Bedeutung sind, hätte ein „Rückzug“ der
Imker und ein Rückgang der Bienenvölker weit über die Imkerei hinausreichende
Folgen. Die Mehrzahl der Blütenpflanzen in unseren Breiten ist auf die Bestäubung
durch Bienen angewiesen. Sehr viele der einheimischen Wildbienenarten sind akut
bedroht oder bereits ausgestorben. Der Rückgang der Bestäuber ist damit eine der
Hauptbedrohungen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt (Gallai et al. 2008 ) .
Ohne Bienen würden zudem wichtige landwirtschaftlich genutzte Kulturen be-
deutend weniger Ertrag liefern. Der ökonomische Nutzen der Bestäubungsleistung
liegt um ein Vielfaches höher als der Erlös der Imkereiprodukte . 3 Der ökonomische
Wert der Bestäubungsleistung wurde für 2005 weltweit auf ca. 10% des Wertes der
jährlichen Weltagrarproduktion an Lebensmitteln geschätzt (Gallai et al. 2008 ) .
Landschaftsbezogene Szenarioanalysen zur Koexistenzproblematik zeigen un-
ter den Bedingungen einer uneingeschränkten Flächenwahl (Zufallsverteilung) z. T.
3 http://www.biosicherheit.de/schule/473.bienen-gentechnisch-veraenderte-pflanzen-fleissige-
bestaeuber-beobachtung.html
 
Search WWH ::




Custom Search