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abiotische Kompartimente (Boden, Gewässer). Kumulative ökosystemare Effekte
(z. B. durch Eintrag toxischer Pollen im Falle von Bt-Mais) können auftre-
ten, Veränderungen im Genpool der Arten bei Ausbreitung außerhalb von
Kulturflächen (z. B. Gene-Stacking bei Raps) sind denkbar bzw. wahrscheinlich;
Ökonomische Risiken Eine mögliche Unverkäuflichkeit eines Produkts mit
dem Label „gentechnikfrei“ ist als Risiko zu berücksichtigen, Genehmigungs-
bzw. Kennzeichnungspflicht für das Inverkehrbringen auch solcher Produkte, die
unbeabsichtigt GVO enthalten, ist ein Problem, ebenso der Zusatzaufwand in
der nachbarschaftlichen Koordination der Landbewirtschaftung (Einhaltung von
Mindestabständen, Reinigung von Maschinen). Aufwendungen für getrennte Wa-
renflüsse, Analysekosten für GVO-Verunreinigungen, administrative Aufwen-
dungen, unerwartete Wirkungen bei besonderen lokalen Raum-Konstellationen
(biogeografische Variabilität, Schutzgebiete) sind als Risiken zu berücksichtigen.
In der bisherigen Praxis der wissenschaftlichen Risikoanalyse von GVO ist
erkennbar, dass primäre und kleinräumige Wirkungen im Vordergrund der Unter-
suchungen stehen. Effekte in großen Räumen sowie gesamtwirtschaftliche Effekte
sind hingegen bislang defizitär untersucht. Gerade dort jedoch können systemi-
sche Risiken in Form von Kombinations- und Langzeiteffekten wirksam werden
( Kap. 2 ). Der Forschungsverbund GeneRisk legt in einer Wirkungsketten-Analyse
dar, dass ein Verständnis funktionaler Zusammenhänge von molekularen Effek-
ten über organismische Implikationen und ökosystemare Wirkungen bis hinein in
den Landschaftsraum nicht nur möglich, sondern auch sicherheitsrelevant ist. Des-
halb wurden für die von GVO betroffenen Systeme und deren Organisationsebenen
- vom Molekül bis zum räumlichen Verbund von Landschaften, der regionalen
Ebene - relevanten Fragen und Befunde anhand des Beispielorganismus Bt-Mais
zusammengestellt, einer Mais-Sorte, die durch gentechnischen Eingriff ein in-
sektizides Toxin bakterieller Herkunft in nahezu allen Pflanzenteilen produziert
( Kap. 3 ). Dabei werden systemische Risiken von GVO als diejenigen Effekte be-
trachtet, bei denen ein im isolierten Kontext funktionaler und gewünschter Eingriff
durch Folgeeffekte für weitere Zusammenhänge - beispielsweise durch Interferenz
mit anderen vergleichbaren und isoliert betrachtet ebenfalls funktional zielgerich-
teten Eingriffen - unerwünschte Auswirkungen nach sich ziehen kann, sei es in
anderen Bereichen oder in einem übergreifenden Kontext. Hierbei spielen Wech-
selbeziehungen zwischen Systemen eine besondere Rolle und können zu einer
Risiko-Fortpflanzung über mehrere Ebenen führen. Risiken für den Naturhaushalt
oder für konventionelle oder biologische Anbauweisen können sich auf Nutzungs-,
Vermarktungs- und Konsuminteressen und damit auf das soziale Gefüge im weite-
ren Sinne auswirken.
So ist das Risiko zu prüfen, ob durch den Anbau von gentechnisch veränderten
Nutzpflanzen wie Mais oder auch Raps, Zuckerrüben und Kartoffeln Veränderungen
sowohl im Agrarsystem selbst als auch in anderen Bereichen verursacht werden.
Beispielsweise könnte die biologische Vielfalt von Wildpflanzen verringert oder die
Vitalität von Honigbienen und damit ihre Bestäubungsleistung beeinflusst werden.
Die zu analysierenden Auswirkungen reichen bis hin zu sozioökonomischen und
juristischen Implikationen ( Kap. 9 , 10 , 11 , und 12 ).
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