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In sozioökonomischer Hinsicht stehen zunächst betriebswirtschaftliche Effekte
der Landwirtschaft im Vordergrund. Über die Betrachtung nachbarschaftlicher Aus-
wirkungen, landschaftlicher Verknüpfungen und schließlich makroökonomischer
Zusammenhänge muss dann das Bild in den makroskopischen Bereich hinein ver-
vollständigt werden. Im sozioökonomischen und regulatorischen Zusammenhang
geht es weiterführend um Effekte, die aus dem Zusammenwirken von Entscheidun-
gen menschlicher Akteure resultieren. Hier spielt die Freiheit des Einzelnen - als
Marktteilnehmer, Landwirt oder Konsument - eine Rolle. Jeweilige Einzelentschei-
dungen wirken zurück auf allgemeine Wirtschafts- und Naturfunktionen und deren
Steuerbarkeit ( Kap. 12 und 13 ).
1.4 Regulatorische Abbildung systemischer
Risiko-Verknüpfungen und der Ansatz des GeneRisk
Vorhabens
Die Regelung des Umgangs mit GVO erfolgt auf EG- und nationaler Ebene und
durch internationale Abkommen (Cartagena-Protokoll), Kap. 9 , 11 und 17 . Seit
2002 ist die Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EG europaweit in Kraft, die eine dif-
ferenzierte ökologische Risikoanalyse, das Environmental Risk Assessment (ERA),
im Zusammenhang mit möglichen Freisetzungen von GVO vorsieht. Diese Risiko-
analysen gliedern sich in einen Vorsorgeteil, eine Begutachtung vor der eigentlichen
Zulassung (ERA) und einen Nachsorgeteil (Monitoring). Wenn genügend Erfahrun-
gen in der Risikoprüfung bzw. Sicherheitsforschung mit dem jeweiligen gentech-
nisch modifizierten Organismus innerhalb eines Ökosystems vorliegen, kann von
den zuständigen Behörden die Vermarktung des GVO in einem differenzierten Ver-
fahren genehmigt werden. Der Anbau wird dann begleitet durch ein fallspezifisches
Monitoring bzw. eine allgemeine Umweltbeobachtung. Die behördliche Risikoprü-
fung und -bewertung sowie die Risiko- und Sicherheitsforschung, auf der diese
basiert, muss also erfassen, inwieweit diese GVO andere Funktionsmuster als die
nicht modifizierten Ausgangssorten aufweisen, und verstehen, ob und wenn ja wie
sich hieraus Risikopotentiale erkennen und verhindern lassen. Dass hierbei mehre-
re Ebenen zu betrachten sind, ist evident, jedoch bisher nicht in hinreichend klarer
Systematik formuliert.
Hier liegt der zentrale Ansatz und Beitrag des Verbundvorhabens GeneRisk: Die
Durchdringung bestehender Risikolagen erfolgt in Zusammenschau
von der Gensequenz und dem Phänotypus des Organismus
über den Genpool der Art, bis hin zu
Wechselwirkungen mit biotischen Akteuren auf Ökosystem- und Landschafts-
ebene, den Ziel- und Nichtziel-Organismen,
möglichen Verhaltensänderungen der Art
Interaktionen mit abiotischen Ökosystemkomponenten sowie
Veränderungen von Ökosystemfunktionen.
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