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Bereits 1919 legten die Deutschen in
der Heide bei Groß Born, nah an der
Grenze zur jungen Republik Polen, ei-
nen riesigen Truppenübungsplatz an.
Kasernen und Militärsiedlungen ent-
standen, später bauten die Nazis den
Standort weiter aus, nicht nur oberir-
disch, wie man munkelte, sondern zu-
sätzlich mit einem unterirdischen Tun-
nel- und Bunkernetz. Und tatsächlich
haben Untersuchungen inzwischen er-
geben, dass sich unter der Stadt La-
ger, eine Produktionsstätte, Schmal-
spurgleise und weitere Anlagen befin-
den. Außerdem wurde 1939 bei Groß
Born ein Kriegsgefangenenlager ein-
gerichtet.
1945 übernahm eine Garnison der
Roten Armee den Standort, und das
für die Allgemeinheit gesperrte Borne
Sulinowo war fortan die geheimnisum-
witterte, am strengsten bewachten Ba-
sis der Nördlichen Militärgruppe.
Die offiziellen politischen Stellen er-
klärten zwar, dass die Sowjetarmee in
Polen nicht über strategische Raketen
mit Nuklearsprengköpfen verfüge.
Doch blieben enorme Raketensilos
auf dem Gelände erhalten, von denen
man mit großer Wahrscheinlichkeit
annehmen darf, dass sie das angeblich
gar nicht existierende Waffenarsenal
bargen.
1992 zogen die Streitkräfte ab und
hinterließen eine verfallende Geister-
stadt. Zwar haben sich Wohnungen
und Häuser mittlerweile wieder mit
Leben gefüllt, aber die maroden Ka-
sernen und Militäranlagen, deut-
schen wie sowjetischen Ursprungs,
die sich südlich an den Ortskern an-
schließen, sind wahrhaftig keine ro-
mantischen Ruinen. Wer kein Fan von
Kriegsgewese und Militaria ist, wird
beim Anblick dieser traurigen Stätten
nur Beklemmung und Bedrückung
empfinden. So nah und gegenwärtig
ist immer noch die bestürzende Ver-
gangenheit, die Polen und Deutsche
folgenschwer miteinander verbindet.
Weit, weit hinunter nach Süden ver-
bergen sich in dem absolut menschen-
leeren Heideland über und unter der
Erde Überreste von Bunkern, Beton-
wehren, Versorgungseinrichtungen,
Schächten, Schützenstellungen und
dergleichen mehr. Sie sind Teil des
Pommernwalls, der militärischen Be-
festigungslinie, die ab 1932 von der
Ostseeküste bei Darłowo (Rügenwal-
de) über Szczecinek (Neustettin) und
Wałcz (Deutsch Krone) bis zu Netze
und Warthe auf deutscher Seite gegen
Polen entstand ( Ü auch Exkurs „Pom-
mernwall“). Heute durchstreifen die
gottverlassene Wildnis, die sich zwi-
schen Borne Sulinowo und Wałcz im
Süden erstreckt, Abenteurer und
Schatzsucher auf der Suche nach
Zweite-Weltkrieg-Memorabilien, fer-
ner ist die Heide als Motocross- und
Four-Wheel-Drive-Gelände beliebt.
Praktische Informationen
Info i
Touristeninformation, ul. Szpitalna 1 (im
Fotoladen am Rathausplatz), 78-449 Borne
Sulinowo, Tel. (094) 3733120, Mo-Fr 10-18
Uhr, Sa 10-14 Uhr.
Homepage der Stadt: www.bornesulino
wo.pl.
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