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sunken sein soll, verlässt dieser östli-
che Odermündungsarm das Stettiner
Haff und erweitert sich im Camminer
Bodden zu einer schilfwogenden Süß-
wasserfläche - einem Paradies für
Binnensegler und Hobbyfischer. Eben-
so flach wie an der westlichen Insel-
spitze, überwiegen anstelle von
Schwemmland nun moorige Senken,
Wiesen und saftige Weiden.
Irgendwo hier, zwischen Bodden
und Ostsee, soll sich die Geschichte
„Von dem Fischer un syner Fru“ zu-
getragen haben; die dramatischen Er-
lebnisse eines gebeutelten Ehemanns,
der immer wieder verzweifelt „Mannt-
je, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in
der See!“ über die tosenden Wasser
rief, weil sein habgieriges Weib den
Hals nicht voll bekam - bis es schließ-
lich ein böses Ende mit ihr nahm.
Vielleicht hatte der arme Fischer ja
vom Gosań-Berg (Góra Gosań) he-
runter seine Seufzer über die See ge-
schickt? Als höchste Erhebung einer
kühnen Steilküste, die bei Międzyz-
droje beginnt, stürzt das Kliff aus 95
Metern über dem Meeresspiegel un-
mittelbar zum Ostseestrand ab. Doch
nagt die See an den mit 74 bis 95 Me-
tern höchsten Ostseekliffs Polens. Im
Winter von peitschenden Wellen un-
terspült, verliert Wolin alljährlich bis
zu einem Meter Land an das Meer.
Sollte da nicht der Mensch eingrei-
fen und dem landverschlingenden
Walten ein Ende bereiten? Das Gegen-
teil geschieht: Die Steilküste, die das
abrupte Ende einer von Süden nach
Norden ansteigenden, kuppigen End-
moräne markiert, ist seit 1960 Teil des
Woliński-Nationalparks (Woliński
Park Narodowy), und Eingriffe von
Menschenhand finden in National-
parks nur in sehr begrenztem Ausmaß
statt, in besonders ausgewiesenen
Schutzzonen gar nicht. Beinahe 5000
Hektar Wolins sind als Nationalpark
eingerichtet, also etwa ein Fünftel der
Landfläche.
Und noch ein bisschen Statistik zur
Insel Wolin: Ihre schmalste Stelle misst
acht, die breiteste 20 Kilometer, und
an Quadratkilometern bringt es Wolin
auf 248. Aber was zählt das gegen ei-
nen 35 Kilometer langen, weiten, wei-
ßen Ostseestrand?
Die Namen Świnoujście (Swine-
münde) und Międzyzdroje (Misdroy)
mit ihren herrlichen weißen Sandsträn-
den stehen für etwas, das man seit der
Erfindung des Fremdenverkehrs in die-
ser Gegend schon immer tat: urlau-
ben, bummeln und baden. Waren es
vormals besonders Berliner, die aus ih-
rer lärmenden Großstadt den mondä-
nen Seebädern entgegenströmten,
sind es heute die Warschauer und Kra-
kauer, die den Sommer in den Orten
genießen.
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