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Von den Anfängen bis zu
den polnischen Teilungen
ter dem umstrittenen russischen König
Stanislaus II. Poniatowksi (1764-95),
Gönner und fürsorglicher Schutzpa-
tron der schönen Künste, erlebt die Li-
teratur eine bis dahin ungekannte Blü-
te. Als bedeutendster Literat jener Epo-
che geht Ignacy Krasicki (1735-
1801), Bischof im ermländischen Lidz-
bark Warmiński (Heilsberg), in die Ge-
schichte ein. Aus seiner Feder stam-
men Komödien, Gedichten, Märchen,
Fabeln und Satiren voll mit subtilem
Humor, und mit „Die Fälle des Mikołaj
Doświadczyński“ (1776) wird er zum
Begründer des polnischen Romans.
Zeugnisse der polnischen Schriftspra-
che finden sich bereits im 12. Jahr-
hundert. Erste Werke, die nicht mehr
in Latein, sondern in Polnisch nieder-
gelegt wurden, verfasst im 15. Jahr-
hundert Biernat von Lublin (um 1465-
1529). Im 16. Jahrhundert schließlich
wird Jan Kochanowski (1530-84)
zum Wegbereiter der Literaturspra-
che. Mit seinen Klageliedern „Treny“
übt der Humanist und bedeutende
Dichter der polnischen Renaissance
einen weitreichenden Einfluss auf die
gesamte spätere polnische Lyrik aus.
Das 17. Jahrhundert, so reich an
Kriegen und religiösen Auseinander-
setzungen, bringt in der Adelsrepublik
besonders viele Tagebücher und poli-
tische Traktate hervor. Sie sind vom
Geist des Sarmatismus geprägt, jener
kuriosen Weltanschauung des polni-
schen Adels, der sich als Abkömmling
der antiken Sarmaten wähnte. Her-
kunft, Tradition und seine umfassen-
den Privilegien führte der Adel auf die-
ses Volk zurück, das dem polnischen
Mythos zufolge über außergewöhnli-
chen Mut, Ehre, Tugendhaftigkeit und
Patriotismus verfügte - und damit die
wahre, einzige, unumstößliche polni-
sche Denk- und Lebensart repräsen-
tierte. Die Aufklärer im 18. Jahrhun-
dert schreiben dem Sarmatismus zu-
mindest eine Mitverantwortung für
den Niedergang Polens und die sich
anschließenden Teilungen zu.
Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts
erreicht die Aufklärung das Land. Un-
Romantik und Messianismus
Nach der dritten Teilung 1795 ist Po-
len von der europäischen Landkarte
verschwunden, und zusammen mit
dem Katholizismus wird die Literatur
zur Bewahrerin der Sprache und der
Nation. Patriotische, religiöse und ro-
mantische Empfindungen verschmel-
zen miteinander und bringen „das lan-
ge 19. Jahrhundert“ hervor, die litera-
rische Epoche zwischen 1795 und der
Neukonstituierung Polens am Ende
des Ersten Weltkriegs.
Die Zeit der Heimat- und Staatenlo-
sigkeit prägt bis in die Mitte des 19.
Jahrhunderts hinein das „Dreigestirn
der polnischen Romantik“: Adam
Mickiewicz, Juliusz Słowacki und Zyg-
munt Krasiński. Die drei Verkünder des
polnischen „Messianismus“ erkennen
im Leidensweg Jesu Christi den Lei-
densweg Polens wieder und schrei-
ben ihrem Land also die herausragen-
de Rolle im Kampf gegen Tyrannei und
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