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und NH 4 + ) untersucht werden. Diese Methode,
die verschiedentlich (in Baden-Württemberg
aufgrund verwaltungsrechtlicher Regelungen in
Wasserschutzgebieten zwingend vorgeschrieben)
bei der Quantifizierung des Stickstoffeintrags in
den Boden und in das Grundwasser angewandt
wird, bedarf jedoch stets einer kritischen Wer-
tung. Voraussetzung ist in jedem Fall ein statis-
tisch-gleichwertiges Probennahmenetz, um Zu-
fallsergebnisse auszuschließen und entsprechend
abgesicherte repräsentative Mittelwerte einer
Probennahmefläche zu erhalten.
Aber auch bei Beachtung einer möglichst re-
präsentativen Probennahme kann diese Methode
aus hydrogeologischer Sicht keineswegs als zuver-
lässig bei der Abschätzung von Nitrat-Einträgen
aus der Düngung in das Grundwasser angesehen
werden. In manchen Fällen erweisen sich nämlich
nach der N min -Methode untersuchte Böden als
gering nitrathaltig, obwohl das Grundwasser da-
runter erhöhte Nitratkonzentrationen aufweist.
Ursache dafür kann eine spezielle hydrogeologi-
sche Situation sein, die gelegentlich in Mittelge-
birgen gegeben ist: Mehr oder weniger frisch auf-
getragener Dünger wird durch Niederschläge von
der Ackeroberfläche teilweise fortgespült, beson-
ders aus Hanglagen, und dem Vorfluter zugelei-
tet, dessen Abfluss (besonders in Abschnitten des
Oberlaufs) teilweise in den Untergrund versinkt.
Je durchlässiger (häufig gleich klüftiger) der Un-
tergrund, desto höher der Eintrag über diese
Uferfiltration, die sich jedoch einer Quantifizie-
rung durch die N min -Methode entzieht.
Schließlich ist bei der Bewertung von Nitrat-
Gehalten zu berücksichtigen, dass selbst bei er-
heblichem Düngungsrückgang noch längere Zeit
erhöhte N-Konzentrationen im Grundwasser
bleiben werden, da es Jahre dauern kann, bis die
im Untergrund vorhandenen Nitratüberschüsse
abgebaut bzw. ausgewaschen sind.
Andererseits führt jedoch nicht überall erhöh-
te Düngung auch zu hohen Nitratkonzentratio-
nen im Grundwasser. Durch mikrobielle
und/oder anorganische Reduktion können Ni-
trate im Untergrund abgebaut werden (Abschn.
3.9.6.2.2). Voraussetzung für derartige Prozesse
ist ein sauerstoffreduziertes oder -freies Milieu.
Die Sauerstoffreduktion im Untergrund wird
durch organische Beimengungen (biogene Stof-
fe) oder aber auch durch bestimmte, meist sulfid-
haltige Minerale in den grundwasserleitenden
Schichten verursacht. Diese Nitratreduktion ist
die Ursache dafür, dass in manchen Gegenden
Deutschlands (z.B. Norddeutsches Flachland,
Schiefergebirge, Rheintal) Grundwässer (fast) ni-
tratfrei sind, wenn die Aufenthaltsdauer des Was-
sers im Untergrund ausreichend für eine Nitrat-
reduktion war. Lokal sicher jetzt schon, künftig
aber wohl ubiquitär sollte jedoch nicht übersehen
werden, dass die Menge sauerstoffreduzierender
Stoffe begrenzt und damit die Nitratreduktion
mehr oder weniger endlich und dass von daher
eine Minderung der Düngeraufträge auch hier
anzustreben ist.
Nicht unbeträchtlich ist auch die Einwirkung
von Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln (PSM)
auf das Grundwasser (M ATTHEß et al., 1997; I SEN -
BECK -S CHRÖTER et al., 1998). Pestizide sind Sub-
stanzen zur Bekämpfung tierischer und pflanzli-
cher Organismen, die Nutztiere, Nutzpflanzen
u.a. schädigen oder zerstören (Herbizide, Fungi-
zide, Insektizide, Molluskizide u.v.a.m.). Pflan-
zenschutzmittel sind Präparate zum Schutz von
Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen gegen Schad-
organismen. Hierzu gehören auch Wachstums-
regler sowie Präparate zur Beseitigung von Pflan-
zen bzw. zur Freihaltung von Flächen von be-
stimmten Pflanzen. In Deutschland wurden im
Jahre 2007 17 147 t Herbizide, 10 942 t Fungizide
(Pilzbekämpfungsmittel), 9 153 t Insektizide und
3 502 t andere Wirkstoffe verkauft 17 . Der größte
Teil wurde in der Land-/Forstwirtschaft umge-
setzt, nur ein kleiner Teil (200 bis 300 t) zur Ent-
krautung z.B. von Bahnanlagen ausgebracht. Ei-
nige der PSM waren wegen nur geringen oder
langsamen (vorzugsweise mikrobiellen) Abbaus
häufig, wenn auch nur in Spuren, im Grundwas-
ser nachzuweisen. So wurden in den Jahren 1990
bis 1995 in 1103 von 12 886 untersuchten Grund-
wässern aus Messstellen in Deutschland PSM-
Substanzen in Konzentrationen von > 0,1 μg/l bis
< 1,0 μg/l und in 137 Messstellen > 1,0 μg/l ermit-
telt. Besonders kritisch waren die Triazine Atrazin
und Simazin, ferner die Phenylharnstoffe Chlor-
toluron, Isoproturon und Metabromuron, die
Anilide Metachlor, Metazachlor und das Harn-
stoffderivat Metabenzthiazuron. Die Anwendung
von Atrazin und Simazin ist in Deutschland seit
dem Jahre 1990 verboten. Der Nachweis von
PSM im Grundwasser war schließlich Anlass zu
dem längerfristigen Forschungsvorhaben „Zum
Transport- und Abbauverhalten von PSM in Si-
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