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barkeit durch die Klimaänderung deutlich beeinträch-
tigt, was letztendlich den Wasserstress zusätzlich vergrö-
ßern wird. So ist beispielsweise seit 1970 der Jahres-
abfluss von Flüssen auf dem Balkan um 70 Prozent
zurückgegangen, hauptsächlich durch Wasserentnahme
für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen (Parry
2000, Henrichs & Alcamo 2001, Weiss et al. 2007).
Einen sehr guten Überblick über die Flussgebiete
Europas und die dort auftretenden Problemlagen liefern
Tockner et al. (2009). In Abhängigkeit der abiotischen
und biotischen Ausstattung werden hier die Flussgebiete
Europas in 17 verschiedene geographische Regionen un-
terschieden, die sich aus 164 Teileinzugsgebieten zu-
sammensetzen. Allein die Unterschiede zwischen arkti-
schen und subtropischen Klimaten verdeutlichen die
hydrogeographische Vielfalt Europas, die an dieser
Stelle aber nicht zur Gänze beschrieben werden kann.
Im Folgenden wird zunächst das Land Spanien näher
betrachtet, das zu den „hydrologischen Problemregio-
nen“ Europas zählt. Anschließend werden spezifische
hydrologische Aspekte und Problemfelder entlang des
Rheins dargestellt, die selbst entlang ein und desselben
Flusses äußerst vielfältig sind.
Wasser ablassen. Selbst in den Trockengebieten Ost- und
Südwestspaniens wurden sie entlastet, was wiederum zu
Überschwemmungen führte. In Andalusien kam es da-
bei zu erheblichen Schäden (Córdoba Local 2011).
Erschwert wurde die Koordination der Druckentlastung
der 70 andalusischen Dämme infolge der Verwaltungs-
reform, was größere Schäden als in früheren Starkregen-
jahren nach sich zog.
Im sonst so trockenen Almería klagten die Bauern
darüber, dass ihre Gewächshäuser am Rande der Balsa
del Sapo Anfang 2011 unter Wasser stehen. Diese
Lagune stellt den natürlichen Abfluss des mittleren
Grundwasserspeichers vom Campo de Dalías dar. Die
gleiche Situation präsentierte sich zu dieser Zeit in der
nahegelegenen Strandlagune, der Albufera de Adra - im
Grunde ein positives Zeichen nach 50 Jahren Trocken-
heit.
Diese Ansicht teilen die Bewässerungsbauern von
Valencia über Murcia bis nach Málaga, die endlich wie-
der Wasser aus ihren natürlichen Brunnen nutzen kön-
nen. In den letzten 12 bis 15 Jahren mussten sie auf die
tiefliegenden Grundwasservorräte zurückgreifen - mit
dementsprechend hohem Energieverbrauch. Zum ers-
ten Mal seit ihrer Installation konnten im gesamten Tro-
ckengebiet Spaniens die Meereswasserentsalzungsanla-
gen abgeschaltet und gewartet werden.
Gleichzeitig wurde in den letzten Jahren der Wasser-
verbrauch stark reduziert. Einen nicht unerheblichen
Anteil trägt hier sicherlich das Bauwesen: Die Anzahl
von Neubauten ist zwischen 2004 und 2010 krisenbe-
dingt von 600 000 auf nur 85 000 gefallen, was der Zahl
zu Beginn der 1960er-Jahre entspricht (EURIBOR 2011,
Hinojosa 2011). Auch im öffentlichen Bauwesen muss-
ten der Staat, die Regionen und die Gemeinden die Aus-
gaben für Neubauten um bis zu 80 Prozent drosseln.
Auch wenn sich die damit verbundene Reduktion des
Wasserverbrauchs nicht genau bestimmen lässt, da die-
ser entweder aus den städtischen Wasserversorgungsnet-
zen gedeckt oder kurzfristig aus artesischen Brunnen
geliefert wurde, kann von erheblichen Einsparungen
ausgegangen werden.
Als Konsequenz der letzten großen Dürre von 1990
bis 1995 wurden in Andalusien neue Wasserrichtlinien
erlassen, die zum Beispiel für die Bewässerung von Golf-
plätzen die Verwendung von Trinkwasser untersagen
und stattdessen den Einsatz von geklärten Abwässern
vorschreiben. In der Landwirtschaft wurde der Ver-
brauch durch die Einführung von Wasserzählern und
Preiserhöhungen eingeschränkt. Dies führte zur flä-
chenhaften Installation von Anlagen zur Tröpfchenbe-
wässerung.
Auch die Stadtbewohner haben ihren Verbrauch um
bis zu 35 Prozent gesenkt. Einige Städte werden mithilfe
von Entsalzungsanlagen mit Trinkwasser versorgt, bei-
spielsweise erfolgt in Almería die Wasserversorgung aus
Spanien als hydrologisches
Problemgebiet
Edward Vandoorne und Axel W. Drescher
Nach einer langen Trockenphase, vor allem in den
1990er-Jahren, haben die Niederschlagszahlen auf der
Iberischen Halbinsel in den letzten Jahren (2006 - 2011)
einen beträchtlichen Anstieg verzeichnet, insbesondere
auch im eher trockenen Andalusien. Dabei verteilen sich
die Niederschläge, wie in der mediterranen Klimazone
üblich, fast ausschließlich auf die Wintermonate.
Die Abbildung 2.33 macht einerseits deutlich, wie
gering die Niederschläge insgesamt zum Beispiel im
Raum Sevilla und noch extremer in Raum Almería sind,
und zeigt andererseits die hohe Variabilität der Nieder-
schläge mit Extremen, zum Beispiel 2000 und 2005
(extreme Trockenheit mit Jahressummen unter 200
mm) sowie 2010 (extrem hohe Niederschlagsmengen).
Infolge dieser Niederschläge traten die spanischen
Flüsse 2010 wiederholt über ihre Ufer, die zuvor ausge-
trockneten Lagunen und Stauseen liefen über und selbst
seit 15 Jahren versiegte Quellen und Brunnen sprudelten
wieder kräftig - ein deutliches Zeichen für die Erholung
der Grundwasserspeicher (Abb. 2.34).
Die zu Beginn des Jahres 2011 bis zu 6 Meter hohe
Schneedecke auf der Sierra Nevada ließ zur Schnee-
schmelze weitere Wassermassen erwarten. Zum ersten
Mal seit ihrem Bau mussten die gut 1000 großen Stau-
dämme Spaniens in diesem niederschlagsreichen Winter
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