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Abb. 2.32 Die größten Dürren in Europa in der Dekade 2000 bis 2009. Südosteuropa hat zunehmend mit langen Dürreperioden
zu kämpfen. Im Jahr 2003 hatte in erster Linie Süd- und Mitteleuropa Hitzewellen und Dürren zu beklagen, die mit einem markan-
ten Rückgang im Ernteertrag verbunden waren - es handelt sich um die größte negative Abweichung vom Trend der vergangenen
43 Jahre in Europa. Zwischen 2004 und 2006 war der Südwesten von Europa von schweren Dürren betroffen, besonders die Ibe-
rische Halbinsel, Frankreich und der südliche Teil Großbritanniens. Im Jahr 2008 verzeichnete Zypern das vierte Jahr in Folge zu
wenig Niederschlag, und die Dürre erreichte im Sommer ein kritisches Ausmaß. Um die Krise zu überwinden, brachten 30 Tanker
Süßwasser von Griechenland, mit dem aber nur dreimal pro Woche für jeweils 12 Stunden die Haushalte Zyperns versorgt werden
konnten (Quelle: European Environmental Agency 2010a).
Vielfältiger Wasserstress in Europa
Eisenreich 2005). Während sich die Zunahme des Was-
serverbrauchs durch die Industrie in Europa ähnlich
verteilt, liegt der räumliche Schwerpunkt des Verbrauchs
von Bewässerungswasser in Süd- und Südosteuropa. Zu
dieser Problematik hat die EEA (2011b) einen Beitrag
verfasst, nach dem „die Landwirtschaft in zunehmen-
dem Maße eine große Bedrohung des Wasservorrats in
Europa dar[-stellt] und […] die Gefahr von Wasser-
verknappung und der Schädigung des Ökosystems
[erhöht]. Landwirte müssen angemessene finanzielle
Anreize, Beratung und Unterstützung erhalten, damit
eine nachhaltige Wassernutzung erreicht werden kann.“
Insgesamt wird zukünftig die jährliche Wasserent-
nahme in Europa ansteigen von heute 415 Kubikkilome-
tern auf etwa 660 Kubikkilometer im Jahr 2070 (Türkei
ausgeschlossen). Näher betrachtet ergibt sich diese Zu-
nahme aus zwei gegenläufigen Trends. Während näm-
lich in Westeuropa die gesamte jährliche Wasserent-
nahme von 236 auf 190 Kubikkilometer sinken wird,
wird sie in Osteuropa deutlich steigen von gegenwärtig
180 Kubikkilometer auf 470 Kubikkilometer. In Süd-
osteuropa wird der zunehmende Wasserbedarf zusätz-
lich durch die merkliche Abnahme der Wasserverfüg-
Nach IPCC (2007) herrscht in einem Land Wasserstress,
„wenn der verfügbare Trinkwasservorrat im Verhältnis
zur Wasserentnahme ein wichtiges Hemmnis für die
Entwicklung darstellt“. Bei der Bewertung auf globaler
Ebene werden Gebiete mit Wasserstress oft so definiert,
dass sie eine Wasserverfügbarkeit von weniger als 1000
Kubikmetern pro Jahr und Kopf haben (basierend auf
dem langfristigen Mittel des Abflusses). Wasserentnah-
men von mehr als 20 Prozent der erneuerbaren Wasser-
vorräte werden ebenfalls als Indikatoren für Wasser-
stress genannt.
Die Europäische Umweltagentur stellte im Jahr 2009
fest, dass in vielen Gebieten Europas schon heute ein
bedeutender Wasserstress vorliegt, der als Quotient aus
Wasserentnahme und -verfügbarkeit berechnet wird.
Dieser Wasserstress resultiert daraus, dass in den letzten
Jahrzehnten die Wasserentnahme deutlich angestiegen
ist. Dieser steigende Verbrauch setzt sich seit 1995 so
zusammen, dass zusätzlich 45 Prozent von der Industrie,
41 Prozent von der Landwirtschaft und 14 Prozent von
Haushalten genutzt wird (Henrichs & Alcamo 2001,
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