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Exkurs 2.2
Die Küstenformen Frankreichs
Frankreich hat Anteile sowohl an der Atlantik- als auch an
der Mittelmeerküste. Entsprechend reichhaltig ist der For-
menschatz an vorstoßenden sowie zurückweichenden Küs-
tenformen. In der Bretagne stieg nach den Glazialzeiten der
Meeresspiegel um etwa 150 Meter an. Die alten Küstenli-
nien wurden überschwemmt, die Uferlinie immer weiter ins
Landesinnere zurückversetzt. Im Bereich der Flussmündun-
gen entstanden tief ins Land zurückgreifende Meeresbuch-
ten. Solche Riasküsten finden sich außer in Frankreich auch
in Nordspanien, auf Korsika und Sardinien. Im Mündungs-
bereich der großen Flüsse entstanden infolge des Meeres-
spiegelanstiegs Ästuare. Ein Beispiel bildet die Seine-Mün-
dung.
In der Normandie hingegen entstanden, ähnlich wie auf
der anderen Seite des Ärmelkanals, Kliffküsten, welche hier
falaise heißen. Kliffküsten entstehen bei ununterbrochen
starker Brandung über einem steil ansteigenden Festland,
das aus relativ einheitlich aufgebautem Gesteinsmaterial
(z. B. Kalken) besteht. Mündet ein großer, sedimentreicher
Fluss in ein gezeitenschwaches Meer wie das Mittelmeer,
so entsteht wie im Falle der Rhone ein Delta, das immer
weiter ins Meer hinauswächst. In Südwestfrankreich hinge-
gen entwickelte sich mit der Cote d´Argent eine mehr als
200 Kilometer lange, wie mit dem Lineal gezogene Aus-
gleichsküste. Die Sandmassen, die das Meer anspült, sind
in ständiger Bewegung und verteilen sich parallel zur Küste.
Damit finden wir hier eine der weiträumigsten Dünenland-
schaft Europas, mit Höhen von teilweise über 100 Meter.
Ähnliche Ausgleichsküsten finden wir auch an der Pommer-
schen Ostseeküste (Abb. 2.15).
Südeuropa
alpidischen Faltengebirgszuges, anzusehen. Dieser spal-
tet sich in den nach Südwesten offenen, 1300 Kilometer
langen Bogen der Karpaten und andererseits in die
Jugoslawien durchziehenden Dinariden auf, welche
sich in den Gebirgszügen der Rhodopen und in den
griechischen Gebirgen fortsetzen. Das Pannonische
Becken und die Walachei sind mit mächtigen Sedimen-
ten ausgefüllte Senkungszonen zwischen diesen Ge-
birgszügen.
Charakteristisch für das aus Kalken bestehende
Dinarische Gebirge sind insbesondere die verbreiteten
Karsterscheinungen, die zum überwiegenden Teil aus
dieser Region ihre Namen haben: Dolinen, Poljen,
Karstquellen und so weiter (Exkurs 2.3).
In den Karstgebieten Sloweniens wurden bis heute
über 7000 Höhlen vermessen. Die bekannteste ist die
Höhle von Postojna (Adelsberger Grotte), deren 21 Kilo-
meter lange unterirdische Gänge mit einer Schmalspur-
bahn durchfahren werden können und jährlich über
1 Million Besucher anziehen. Sie ist die zweitgrößte
Tropfsteinhöhle der Welt. Klimatisch gesehen liegt Süd-
osteuropa im Übergangsbereich zwischen dem atlan-
tisch beeinflussten Mitteleuropa, dem mediterranen
Südeuropa und dem kontinental geprägten Osteuropa.
Entsprechend vielfältig sind die potenziell-natürliche
Vegetation und die landwirtschaftlichen Inwertset-
zungsmöglichkeiten.
Südeuropa umfasst die Iberische Halbinsel sowie Italien.
Während die Iberische Halbinsel überwiegend in der
variskischen Phase konsolidiert wurde, ist Italien durch
junge, tertiäre Faltengebirge und damit auch einen akti-
ven Vulkanismus geprägt. Eine charakteristische Land-
schaft in Spanien bietet deren zentrale Hochebene, die
Meseta (von spanisch la mesa für Tisch). Kennzeichen
des Mittelmeereuropas sind auch paradigmatische
Bodenbildungsprozesse, welche zu der umgangssprach-
lich terra rossa genannten Bodenbildung führen. Dabei
handelt es sich um einen Bodentyp auf hartem Karbo-
natgestein, welcher aufgrund seines Eisengehalts braun-
rot bis leuchtend rot gefärbt ist.
Die Höhenstufen in den Gebirgen
Europas
In Nordeuropa reicht die Gebirgsstufe meist nicht über
2000 Meter hinauf; sie unterscheidet sich aber wesent-
lich von den meerbestimmten Fjord- und Küstenland-
schaften ebenso wie von den fruchtbaren Bauerntalun-
gen (Setesdal, Gulbrandsdal in Norwegen) und den
Binnenbecken. Typisch für die Höhenstufe Nordeuropas
sind die Fjell-Landschaften, was übersetzt etwa Fels,
Berg oder auch Gebirge bedeutet. Gemeint ist damit
alles Land, das über der Grenze des produktiven Nadel-
waldes liegt. Der größte Teil der Gebirgs- bzw. Fjellflä-
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