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mit über 430 000 Mitarbeitern der größte russische
Betrieb mit einer enormen Marktmacht. 50 Prozent der
russischen Staatseinnahmen stammen aus dem Erdgas-
und Erdölgeschäft.
Von den russischen Gasexporten gehen etwa 75 Pro-
zent in die EU-Mitgliedsstaaten. Transportiert wird das
Gas bisher noch ausschließlich durch zwei Transitstaa-
ten, die Ukraine und Weißrussland. Durch neue Gas-
pipelineprojekte sollen Probleme, die im Zusammen-
hang mit diesem Transit in den letzten Jahren immer
wieder auftraten, reduziert werden.
Europa ist für Russland auch deshalb ein attraktiver
Absatzmarkt, weil die Erdgaspreise für westeuropäische
Abnehmer deutlich höher als für andere Kunden liegen:
etwa fünfmal so hoch wie im Inland und etwa doppelt so
hoch wie für ehemalige Sowjetrepubliken.
Inzwischen hat ein regelrechter Wettlauf um die Gas-
versorgung der Europäischen Union, um den Bau neuer
Pipelines, begonnen. Da Gas, anders als Öl, nur schwer
in Tankern befördert werden kann, werden Rohrleitun-
gen gebraucht. Derzeit kommen nur 8 bis 12 Prozent des
europäischen Gasimports per Tanker aus Algerien, Ni-
geria, Katar, Libyen und dem Oman. Es gibt zwölf
Gasterminals, vor allem in Westeuropa (Frankreich,
Spanien, Portugal, Großbritannien). Der weitaus über-
wiegende Teil des von europäischen Ländern importier-
ten Gases wird durch ein breites Pipelinesystem vor
allem aus Russland transportiert. Diese starre Struktur
schafft zwangsläufig unflexible Beziehungen zwischen
Lieferanten und Abnehmern, und die langfristige Stabi-
lität dieser Beziehungen ist für beide Seiten wichtig.
Derzeit werden im Wesentlichen vier Projekte ge-
baut bzw. diskutiert: Nord Stream (bereits fertig), South
Stream , Nabucco und White Stream (Abb. 8.12).
Die Ostsee-Pipeline Nord Stream zwischen dem rus-
sischen Wyborg und Lubmin in Mecklenburg-Vorpom-
mern ist inzwischen fertiggestellt. Dabei soll russisches
Gas von der Jamal-Halbinsel im hohen Norden und
vom Gasfeld Shtokman in der Barentssee durch die Ost-
see nach Zentraleuropa transportiert werden. Die Lei-
tung bildet eine direkte Verbindung zwischen Russland
und Westeuropa, das heißt, sie verläuft nicht durch
Transitländer. Durch die 1220 Kilometer lange Nord-
Stream -Pipeline können jährlich bis zu 55 Milliarden
Geplante bzw. fertige Erdgas-Pipelines
Nord Stream
South Stream
Nabucco
in die Projekte ein-
bezogene Länder
Wyborg
Lubmin
Baumgarten
an der March
Wien
Budapest
Arnoldstein
Dzhubga
Baku
Ljubljana
Bukarest
Tiflis
Belgrad
Varna
Sofia
Dogubayazit
Istanbul
Erzurum
Ankara
Brindisi
Saloniki
0
500
1000 km
Abb. 8.12 Geplante bzw. fertige Erdgas-Pipelines in Europa.
 
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