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schaft gegenüber Warenexporten, was zu verzerrten
Märkten bei zahlreichen Produkten führt. Kritiker stel-
len fest, dass die EU-Agrarpolitik ein großes Problem für
die Entwicklungsländer darstellt, da dort die Kleinbau-
ern mit den Preisen der europäischen, hoch subventio-
nierten Agrarprodukte nicht mithalten können. Kriti-
siert wird vor allem, dass Großbauern in den besten
Anbauregionen noch einmal subventioniert werden, um
mit Dumpingpreisen auf den Weltmarkt zu exportieren.
Typisch hierfür war der lange Jahre andauernde Streit
um Zuckerrübenanbau und Zuckerverarbeitung, von
dem auch Deutschland maßgeblich betroffen war. Erst
2006 entschloss sich die EU eine fast 40 Jahre währende
Subvention der Zuckererzeugung zu reduzieren und die
Exkurs 8.4
Frankophonie als postkolonialer Kulturraum
Georg Glasze
Literatur, Sprache und Sprachpolitik spielten immer wieder
eine wichtige Rolle bei Auseinandersetzungen um Macht
und Territorien. Die Idee einer „Frankophonie“ als franzö-
sischsprachige Gemeinschaft war erstmals von dem Geo-
graphen Onésime Reclus zum Höhepunkt der kolonialen
Expansion Frankreichs Ende des 19. Jahrhunderts formu-
liert worden. Neue Ansätze zur Schaffung einer frankopho-
nen Gemeinschaft entstanden in der Entkolonialisierungs-
phase in den 1960er-Jahren. Seit 1997 nennt sich die
Gemeinschaft von etwa 50 Staaten Organisation Internatio-
nale de la Francophonie (OIF). Die OIF benennt in ihren
Publikationen drei Arbeitsbereiche: Sie agiert erstens als
internationale politische Gemeinschaft und kooperiert da-
bei mit anderen internationalen Organisationen (z. B. UN,
EU, Commonwealth, Gemeinschaft der portugiesischspra-
chigen Staaten). Zweitens organisiert die OIF eine multila-
terale Nord-Süd-Entwicklungszusammenarbeit. Und drit-
tens grenzt sich die OIF als „Wertegemeinschaft“ unter den
Schlagworten der „kulturellen Diversität“ und des „Dialogs
der Kulturen“ von einer als „McDonaldisierung“ und coca-
colization wahrgenommenen kulturellen Uniformisierung
ab. Natürlich handelt es sich dabei letztlich auch um eine
postkoloniale Adaption der früheren französischen Bedeu-
tung als Kolonialmacht.
Abb. 1 Der Organisation Internationale de la Francophonie (OIF) gehören etwa 50 Staaten auf vier Kontinenten an. In der
räumlichen Verteilung spiegelt sich bis heute das ehemalige französische Kolonialreich mit Schwerpunkten in Westafrika und
Indochina wider.
 
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