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Abb. 6.17 Die wichtigsten Anwerbeabkommen 1948-1973 und das darauf aufbauende europäische Arbeitsmigrationssystem. Die
Abbildung zeigt die Anwerbeabkommen unabhängig von ihrem Zeitpunkt und ihrer Gültigkeitsdauer (verändert nach: Rass 2010).
Der Anwerbestopp und die Folgen
es seit den 1970er-Jahren zu weitreichenden Transfor-
mationen der globalen Wirtschaft, die in den europä-
ischen Industrieländern eine Deindustrialisierung und
eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auslös-
ten. In der Folge sank der Bedarf an niedrig qualifizier-
ten Arbeitskräften für die industrielle Produktion (Cast-
les & Miller 2003). In dieser Zeit wurden in den
Aufnahmeländern auch migrationsfeindliche und xeno-
phobe Stimmen lauter, die die Zuwanderungspolitik
ebenfalls beeinflussten. Zum anderen zeichnete sich
gegen Ende der 1960er-Jahre ab, dass die kurzfristig ge-
dachten Arbeitsaufenthalte zunehmend zu längerfristi-
gen Aufenthalten wurden und die „Gastarbeiter“ be-
gannen, ihre Familien nachzuholen. Dies nährte die
Befürchtung, dass sich die als temporär geplante
Arbeitsmigration in eine dauerhafte Einwanderungs-
situation verwandeln und langfristige soziale Folgen mit
sich bringen könnte (Bade 2000).
Trotz des generellen Anwerbestopps für Arbeits-
migranten kam es nicht zu dem politisch erhofften Ende
der Zuwanderung. Wanderungsbewegungen fanden
weiterhin, nun in veränderter Form statt. Eine Haupt-
Die Phase des breiten politischen Interesses an den
Arbeitskräftewanderungen endete Anfang der 1970er-
Jahre. 1973/74 beschlossen die Anwerbeländer einen
Anwerbestopp für ausländische Arbeitskräfte, welcher
der umfangreichen institutionalisierten Arbeitsmigra-
tion in die west- und nordeuropäischen Industriestaaten
ein abruptes Ende setzte. Nach mehr als zwei Jahrzehn-
ten der Gastarbeitermigration war die Zahl internatio-
naler Migranten in den Staaten West- und Nordeuropas
bis 1975 auf über 15 Millionen angestiegen (Bonifazi
2008). Im Zeitraum zwischen 1960 bis 1973 waren ins-
gesamt ungefähr 30 Millionen Menschen vom System
der Arbeitsmigration erfasst (Rass 2010).
Als Anlass für die Einführung restriktiver Einwande-
rungspolitiken wird häufig die „Ölkrise“ 1973/74 ge-
nannt. Zum Teil waren die Einwanderungsmöglichkei-
ten allerdings auch schon früher beschränkt worden - in
Großbritannien ab 1962, in der Schweiz ab 1970 und in
Schweden ab 1972. Die Ursachen für den Anwerbestopp
lagen vor allem in zwei Entwicklungen: Zum einen kam
 
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