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Freizeitbeschäftigung angesehen werden konnte, besitzt
es heute im Grunde alltäglichen Charakter. Egal ob Ein-
kaufsbummel, Restaurantbesuch oder Konzert - man
könnte fast meinen, es mache keinen Unterschied mehr,
ob diese Tätigkeiten am eigenen Wohnort, in dessen
näherer Umgebung oder an einem anderen Ort der Welt
verrichtet werden. Tatsächlich bestehen jedoch nach
wie vor bedeutende Unterschiede zwischen den Orten;
lediglich das Reisen an sich ist mittlerweile zur Alltäg-
lichkeit in einer europäischen Freizeitgesellschaft gewor-
den.
1990er-Jahre kontinuierlich verringert. Für die Beschäf-
tigten einzelner Branchen wurde in bestimmten natio-
nalen oder regionalen Kontexten sogar teilweise eine 35-
Stunden-Woche eingeführt. Seitdem kommt es zu einer
allgemeinen Flexibilisierung der Arbeitszeiten und zu
einer wachsenden Bedeutung der Teilzeitbeschäftigung.
Hinsichtlich des Umfangs der jährlichen Arbeitsstun-
den bestehen zwischen den europäischen Staaten erheb-
liche Unterschiede (Abb. 5.31). Im Jahr 2005 variierten
die dokumentierten Werte zwischen gut 1300 Jahresar-
beitsstunden in den Niederlanden und etwa 2050 Jah-
resarbeitsstunden in Griechenland. Während die
1980er- und 1990er-Jahre in erster Linie durch einen
Rückgang der Jahresarbeitszeit gekennzeichnet waren,
lässt sich seitdem in mehreren Staaten ein stagnierender
Trend und in einzelnen Fällen sogar ein geringfügiger
Wiederanstieg der Jahresarbeitszeit beobachten.
Dass Freizeit gewissermaßen einen Gegenpol zur
Arbeitszeit bildet, gilt vor allem für die erwerbstätige
oder in der Ausbildung befindliche Bevölkerung. Dane-
ben gibt es jedoch eine große Zahl von Erwerbslosen
und Personen im Ruhestand, die ebenfalls über Freizeit
verfügen. Im Zuge des demographischen Wandels und
einer ansteigenden Lebenserwartung wird Freizeit wäh-
rend der kommenden Jahre in Europa weiter an Umfang
und Bedeutung gewinnen. Diese Entwicklung kann
auch durch Pläne für einen späteren Eintritt in das Ren-
tenalter nicht grundsätzlich infrage gestellt werden.
Mehr und mehr Freizeit
Das Zeitalter der Industrialisierung hat eine räumliche
Trennung von Arbeiten und Wohnen herbeigeführt. Im
Zuge dieser Entwicklung hat sich auch eine zeitliche
Trennung durchgesetzt, die unser modernes Verständnis
einer Opposition zwischen Arbeits- und Freizeit be-
stimmt. Demnach ist Freizeit ein Residuum, das nach
Abzug der Arbeits- beziehungsweise Ausbildungszeit so-
wie der Zeit zum Schlafen, für Verpflichtungen und
Grundbedürfnisse des menschlichen Lebens (Obliga-
tionszeit) übrig bleibt und über das von den Menschen
mehr oder weniger frei verfügt werden kann. Der Feier-
abend kann ebenso als Freizeit bezeichnet werden wie
das (arbeitsfreie) Wochenende oder die Urlaubszeit
(Freericks et al. 2010).
In Europa gibt es verschiedene gesetzliche und tarif-
liche Regelungen zum Umfang von Tages- bzw.
Wochenarbeitszeit und Jahresurlaub der Arbeitenden
und Angestellten. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich die
wöchentliche Arbeitszeit in der Regel bis zur Mitte der
Erholung und Konsum
Freizeit geht häufig einher mit dem Gedanken an Erho-
lung. Wie es der fremdsprachige Begriff der recreation
Jahresarbeitszeit [h]
2300
2200
2100
2000
1900
1800
1700
1600
1500
1400
1200
Griec henlan d
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
Jahr
Abb. 5.31 Entwicklung der jährlichen Arbeitszeit der erwerbstätigen Bevölkerung in ausgewählten europäischen Staaten (Quelle:
OECD 2009).
 
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