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Abb. 1 Das Dorf Corna am Rande
des bisherigen Abbaugebietes
müsste dem modernen Goldbergbau
weichen (Foto: Christoph Waack).
Widerstands anschlussfähig an den gegenwärtigen Konflikt.
Ausgerechnet Ceau ș escu konnte 1984 diese Region im
Sinne einer räumlichen Inklusion auf nationaler Ebene
durch entsprechende Aktivitäten zum Gedenken an die
Ereignisse vor 200 Jahren verankern. Die Gegner des Pro-
jektes konnten genau diesen mentalen Bezug zur Region im
Rahmen einer intensiv ausgetragenen medialen Inszenie-
rung nutzen. Dies erhöhte den politischen Druck auf die
rumänische Regierung erheblich.
kritisiert. Daher stand sie unter besonderer Beobachtung.
Diesen Umstand machten sich die Projektgegner zunutze.
Sie ließen den Flächennutzungsplan der Gemeinde Ro ș ia
Montan ă , der grundlegende Bedeutung für die Genehmi-
gungsplanung des Goldbergbauprojektes hat, 2007 wegen
Verfahrensfehlern per Gerichtsbeschluss für ungültig erklä-
ren. Das gesamte Genehmigungsverfahren lag somit auf
Eis. Die Folge: Investitionen in Höhe von etwa 70 Millionen
Euro waren hinfällig, eine halbe Ortschaft abgesiedelt,
Arbeitsplätze in der Region weiterhin rar. Seit 2010 ist einer
der größten Goldproduzenten der Welt mit 10 Prozent am
Unternehmen beteiligt, das weiterhin versucht, die Abbau-
genehmigung zu erhalten. Den Spekulationen an den glo-
balen Rohstoffbörsen und in den lokalen bistros verleiht
diese Entwicklung neue Nahrung.
Verhinderung des Projektes
Das Projekt konnte letztlich verhindert werden. Dabei kam
den Gegnern ein weiterer Inklusionsprozess zu Hilfe: die
Aufnahme Rumäniens in die EU. Die Justiz wurde von der
EU-Kommission mehrfach als besonders reformbedürftig
(Veltz 2000). Mit anderen Worten: In einem Verdich-
tungsraum mit vielfältig spezialisierten und vernetzten
Dienstleistern ist die Wahrscheinlichkeit eines jeden
Unternehmens hoch, im Falle unerwarteter Problemsi-
tuationen einen spezialisierten Problemlöser zu finden.
Wissens- und Informationsflüsse in Verdichtungsräu-
men sowie das Know-how anderer Akteure lässt Unter-
nehmen auf Problemlöser aufmerksam werden, die
ihnen zuvor vielleicht gar nicht bekannt gewesen sind.
In den ländlichen Regionen findet durch Landflucht
eine Verarmung an Humankapital statt. Räumliche Dis-
paritäten werden zementiert. Diesem Problem versucht
die EU-Regionalpolitik seit 1991 mit dem sogenannten
LEADER-Programm zur Förderung ländlicher Regio-
nen entgegenzuwirken. Zwischen 2000 und 2006 flossen
allein in Deutschland 247 Millionen Euro an Fördermit-
teln in kommunale Entwicklungsstrategien wie die Initi-
ierung von Innovationsprozessen und die Vernetzung
wirtschaftlicher Akteure im ländlichen Raum. Es ist je-
doch voreilig, den ländlichen Raum gemeinhin mit Ent-
wicklungsrückständigkeit gleichzusetzen. Auch in den
ländlichen Regionen Europas haben sich eigendyna-
misch industriebasierte Wirtschaftsaktivitäten und -struk-
turen herausgebildet. Verglichen mit denen in Verdich-
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