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Abb. 4.10 „Aufschwung Ost“ titelte
„Der Spiegel“ im Januar 2011 und
meinte damit Städte wie Breslau
(Wrocław) oder Posen (Pozna ń ), die
nicht länger nur als verlängerte Werk-
bänke westlicher Unternehmen fungie-
ren, sondern eine dynamische Entwick-
lung einheimischer Klein- und
Mittelbetriebe zu verzeichnen haben
(Foto: Hans Gebhardt).
abgehängt ist besonders der Südosten des Landes, wo
weder ausländische Beteiligungen noch höhere Anteile
privatwirtschaftlicher Unternehmen zu finden sind,
allerdings ein höherer Anteil an Schattenwirtschaft, den
offizielle Statistiken nie widerspiegeln. Solche großräu-
migen Gegensätze können manchmal langanhaltende
Effekte historischer Entwicklungen sein, wie ein Blick
auf den Ausbau des Eisenbahnnetzes in Polen und im
Deutschen Reich während der Industralisierung veran-
schaulicht (Abb. 4.11), aber es ist natürlich kritisch zu
fragen, wie solche Strukturunterschiede heute noch
wirken.
Eine recht ausgeprägte Divergenz zwischen Ost und
West weist nach wie vor Ungarn auf. Dynamisch sind die
westlichen Komitate einschließlich Budapest, zurücklie-
gend in ihrer Entwicklung die östlichen und südlichen,
welche an Rumänien bzw. Serbien grenzen (Meusburger
& Jöns 2001).
Polen
Eisenbahnnetz 1914
Słupsk
Słupsk
Gdansk
Gdansk
´
´
K ołob
Kołobrzeg
ołobr zeg
zeg
Olsztyn
Olsztyn
Malbo
Malbork
Malbork
Choj
Choj nice
Chojnice
nice
Ełk
Ełk
Zentralismus versus Föderalismus
Dział
Działowo
Działowo
Piła
Piła
Ostr ołe
Ostrołeka
ołeka
˛
˛
Biał
Białyst o ok
Białystok
Szcz
Szcz ecin
Szczecin
ecin
Tor u u
Toru´
´
Bydgoszcz
Bydgoszcz
„Welche Telefonnummer hat Europa?“ - jenes ironische
Wort des früheren amerikanischen Außenministers
Henry Kissinger zur Frage, wer denn im Krisenfalle in
der Europäischen Union Ansprechpartner sei, wer das
Sagen habe, unterstreicht auf besonders drastische Art
nicht nur den föderalen und relativ losen Staatenver-
bund der Europäischen Union, sondern es leitet auch
über zu der Erkenntnis, dass die Staatsform und Staats-
organisation der europäischen Staaten sehr unterschied-
lich ist: Das reicht von extrem föderalistischen Staaten
wie der Schweiz mit ihrem „Kantönligeist“ bis zu primär
zentralistischen Nationen wie Frankreich, wo sich wirt-
schaftliche wie politische Macht für den Gesamtstaat vor
allem in Paris konzentrieren.
Mit Engel (1993) lassen sich vier Gruppen von Staa-
ten in Europa unterscheiden:
P oznan
Pozna´
ozna´
W ARSZ
WARSZAWA
ARSZAWA
Leszno
Leszno
Łód
Łódz
Łód´
´
Siedlce
Siedlce
O Ostrów
W ieł
Ostrów
Wiełkopolski
´
´
Z Zag a
Zaga´
iełk opolski
opolski
Legnica
Legnica
L ublin
Lublin
ublin
Jelenia
Jelenia
G Góra
Jelenia
Góra
Cze
Czest o o-
chowa
Czesto-
chowa
˛
˛
Wr ocław
Wrocław
ocław
Kielce
Kielce
O Op ole
Opole
ole
Gliwice
Gliwice
Kłodz
Kłodzko
Kłodzko
Tarnów
Tarnów
Grenzen
Kraków
Kraków
Przemys´
Pr z zem ysl
ys
´
Staatsgrenze Polens
Staatsgrenze 1914
No wy Sacz
Nowy Sacz
wy Sacz
˛
˛
Eisenbahnen
0
100
200 km
Normal- und Breitspur
Schmalspur
50
Abb. 4.11 Das Schienennetz Polens ist im Wesentlichen im
19. Jahrhundert entstanden. Nach 1945 wurde es auch im öst-
lichen Teil Polens deutlich ausgebaut. Im Zuge der Tertiärisie-
rung der Wirtschaft und der marktwirtschaftlichen Transfor-
mation seit den 1990er-Jahren nimmt seine Bedeutung für den
Güter- und Personentransport beschleunigt ab, sodass sich
regionale Disparitäten immer weniger über solche „harten“
Infrastrukturen erklären lassen (verändert nach: Grimm 1998,
Karte IfL).
Unitarische Staaten wie Dänemark, Griechenland,
Irland, Luxemburg und Großbritannien besitzen eine
starke Zentralgewalt, während den nachgeordneten
Gebietskörperschaften nur eine sehr geringe Ent-
scheidungskompetenz zukommt.
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