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20 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in der EU
aus erneuerbaren Energien (Wind, Sonne, Wasser, Bio-
energie) stammen. Derzeit sind es knapp 7 Prozent, da-
von etwa zwei Drittel aus Biomasse. Schon jetzt ergeben
sich daraus jedoch globale Dilemmasituationen. Denn
die Herstellung zum Beispiel von Biodiesel aus Rapsöl
hat zur Folge, dass Rapsöl zur Nahrungsmittelproduk-
tion etwa durch Palmöl substituiert wird. Da Palmöl
aber ein tropisches Produkt ist, müssen palmölprodu-
zierende Staaten wie Indonesien weitere Regenwaldro-
dungen vornehmen, um entsprechend zusätzliche Pro-
duktionsflächen zu schaffen. Sollte deshalb in der EU
tatsächlich die Rapserzeugung ausgeweitet werden? Das
aber ginge dann zulasten besonders der einheimischen
Weizen- und Maisproduktion mit der Folge ausgeweite-
ten Getreideimports. Preissteigerungen wären die not-
wendige Konsequenz - mit Auswirkungen auf die
Ernährungssituation in großen Teilen der Welt. Aber
auch eine Ausweitung der Agrarflächen in Europa wäre
folgenreich. Denn die Tier- und Pflanzenwelt wäre
davon ebenso betroffen wie die Wassersituation, wenn
natürliche Lebensräume in großem Maßstab agrarum-
gewandelt und für die Bioenergieerzeugung intensiv
genutzt würden. Außerdem muss bedacht werden, dass
eine Reduzierung von Waldflächen - in den Tropen wie
in Europa - gravierende Folgen für die CO 2 -Speiche-
rung mit sich bringen würde. Trotzdem ist die Bio-
energie ein Zukunftsfaktor - insbesondere dann, wenn
verstärkt Gülle und organische Reststoffe die Energie-
grundlage darstellen.
Die Implikationen von Landbedeckung, -nutzung
und -wandel auf das menschliche Wohlbefinden sowie
die Gesundheit, aber auch auf Klima, Biodiversität und
die Ökosystemfunktionen sind überaus vielfältig. Die
erkennbaren Degradationsstufen stellen Belastungen
und Risiken der wesentlichen Kompartimente Boden,
Wasser, Luft, aber auch der daran gekoppelten Gesell-
schaften dar. Und obwohl sich die Veränderungen seit
den 1990er-Jahren verlangsamten, sind vor allem die
besonders wertvollen Flächen zurückgegangen, zum Teil
durch Intensivierung in der Landwirtschaft, zum über-
wiegenden Teil aber durch Aufforstungen. Landnutzung
und Landnutzungswandel spielen auch eine wesentliche
Rolle im Klimawandel und das auf globaler, nationaler,
regionaler und lokaler Ebene, weil ein unmittelbarer
Zusammenhang zum Kohlenstoffkreislauf besteht, ins-
besondere dann, wenn Boden und Vegetation gestört
werden.
wicklungskonzept verbindet deshalb drei grundlegende
Ziele: den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt,
die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und
den ausgeglichenen Wettbewerb im europäischen Raum.
Dazu bedarf es einer Raumverantwortungsethik, die
drei Politikfelder im Auge hat: den Aufbau einer um-
weltökonomischen Gesamtrechnung, den Abbau räum-
licher Disparitäten und die Konvergenz wirtschaftlicher
und sozialer Asymmetrien. Der Handlungsraum Europa
ist dabei insbesondere auch im globalen Kontext zu
sehen. Denn langfristig existenziell sind tragfähige Ant-
worten auf die Herausforderungen der großen globalen
Themen wie Klimawandel, Verlust an Biodiversität,
Wasserstress und Landdegradation sowie der Landnut-
zungswandel selbst.
Europas Umwelt digital - Daten-
banken, Geokommunikation
und Visualisierung
Steffen Vogt, Rüdiger Glaser
und Elke Schliermann-Kraus
Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten zeigen
im globalen Vergleich ein sehr hohes Engagement in der
Präsentation von Informationen über umweltrelevante
Themen mittels digitaler Medien. Zahlreiche Institutio-
nen befassen sich mit Umweltaspekten, und eine
Unmenge von Daten und Zahlen will in diesem Zu-
sammenhang verwaltet und ausgewertet werden. Im
Zuge von Vereinfachungs- und Harmonisierungsbestre-
bungen und um einen effektiven und überprüfbaren
Datenfluss zu gewährleisten, ist deren Digitalisierung,
Zusammenfassung und Vereinheitlichung aktuell ein
Arbeitsbereich höchster politischer Priorität. Dabei
spielen innovative Verfahren der Geokommunikation
und Visualisierung eine immer größere Rolle. Im Fol-
genden werden die wichtigsten mit umweltrelevanten
Themen beschäftigten EU-Institutionen und die neues-
ten Entwicklungen im Bereich der Umweltinforma-
tionssysteme vorgestellt.
Die wichtigsten EU-Institutionen
im Umweltbereich
Auf der Suche nach Informationen im Umweltbereich
auf europäischer Ebene kommt man an der Europä-
ischen Umweltagentur ( European Environmental Agency,
EEA) nicht vorbei. Die Aufgabe dieser von der Europä-
ischen Kommission eingesetzten Agentur ist es, politi-
schen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit
sachdienliche Informationen und Daten zu diesem
Zukunftsperspektiven -
Raumverantwortung
Raumnutzung und Raumbewertung sind Grundaspekte
gesellschaftlicher Existenz. Das Europäische Raument-
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