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land, aber auch in Irland, Portugal, Ungarn, Südwest-
frankreich und Nordspanien, in der Toskana, den balti-
schen Staaten und um den Bosporus in der Türkei. Die
meisten „unberührten“ Wälder liegen in Osteuropa und
in den GUS-Staaten.
bend, darunter das Sorptionsvermögen, die Pufferfähig-
keit, der pH-Wert, die Korngröße und das Porenvolu-
men, der Gehalt an Nährstoffen und Spurenelementen
sowie der Humusanteil, so haben die drei Agrarrevolu-
tionen des 20. Jahrhunderts - die Mechanisierung, Dün-
gung und Pflanzenhygiene, die auch als Chemisierung,
Technisierung und Biologisierung verstanden werden
können - eine wesentliche Produktionssteigerung mit
der Folge einer zugleich beträchtlichen Zunahme der
Raumbeanspruchung ausgelöst. Zugleich stellt sich die
Frage, wie sich Genveränderungen auswirken werden
und auch die Konkurrenzen der „Energiepflanzen“.
Offene Flächen und bare grounds
Offene Flächen und bare grounds wie Gletscher, perigla-
ziale Schuttlandschaften, Vulkangebiete und Dünen
machen rund 6 Prozent aus. Besonders gefährdet sind
dabei die Hochgebirgsräume. Wie vielgestaltig sich
gerade hier die aktuelle Dynamik und die Langzeitsig-
nale wie das Risikomanagement und die Umsetzungs-
probleme nachhaltiger Nutzungskonzepte erweisen, hat
der 54. Deutsche Geographentag Bern 2003 gezeigt. Er
widmete sich explizit dem Thema „Alpenwelt-Gebirgs-
welten“ (Gamerith et al. 2004).
Raumüberbeanspruchungen -
Risikotrends
In einigen ländlichen Bereichen Europas hat das bereits
zu einer katastrophalen nutzungsräumlichen Überbean-
spruchung geführt. Ein besonders drastisches Beispiel
dafür ist die Bewässerungslandwirtschaft in Spanien. Sie
umfasst eine Fläche von 3 Millionen Hektar, auf die
83 Prozent des spanischen Wasserverbrauchs entfallen.
Das machte immer tiefere Brunnenanlagen erforderlich
und eine externe Wasserzuführung. Die Folgen sind
dramatisch: versiegende Grundwasservorräte und De-
gradation der Böden. Aus Landschaftsstörung wird
Landschaftszerstörung (Seuffert 2001). Die europäische
Gesamtsituation der Bodenschädigung dokumentieren
die Abbildungen 2.52 und 2.53. Sie belegen zugleich, wie
Raumbeanspruchung zur Konsumsicherung in Raum-
überbeanspruchung ausarten kann. Aber auch sonst ist
Europas Boden durch Erosion, Versiegelung, Kontami-
nierung und Versalzung bedroht. 2 Millionen Standorte
sind potenziell kontaminiert und 100 000 weitere müs-
sen saniert werden.
Zu den virulenten Themen zählt auch der anhaltende
Verlust von Feuchtgebieten. Er ist hauptsächlich in Süd-
europa und zum Teil auch in landwirtschaftlich genutz-
ten und urbanisierten Gebieten West- und Mitteleuropas
zu verzeichnen. Die Hauptursachen sind Neulandge-
winnung, Umweltverschmutzung, Trockenlegung, Nut-
zung für Freizeitaktivitäten und Verstädterung. Rekulti-
vierungsprojekte für Flüsse, Seen, Moore und Sümpfe
können diesen Verlust nur in gewissem Grade ausglei-
chen. Auch die „trockenen“ Flächen, vor allem die der
Raumdynamiken - Raumdisparitäten
Zusätzliches Gewicht erhalten all diese Befunde durch
qualitative Aspekte, die Art und Ausprägung innerhalb
der jeweiligen Landbedeckungsklasse. Als weitere we-
sentliche Elemente gelten der Vernetzungsgrad und die
Kleinzelligkeit. Nicht umsonst sind große europäische
Schutzprogramme wie Natura 2000 auf diesen Aspekt
abgestellt. Zudem ergeben sich typologische und regio-
nale Ungleichgewichte. So sind 43 Prozent der Natura-
2000-Flächen der EU-27 in Bergregionen ausgewiesen.
Die Bergregionen spielen für die Biodiversität eine ent-
scheidende Rolle. 29 von 33 Habitattypen werden in
Bergregionen angetroffen. Die derzeitigen Landnut-
zungsänderungen in Bergregionen sind durch Intensi-
vierung, aber auch Aufgabe in der Landwirtschaft,
Urbanisierung, Tourismus und die Auswirkungen des
Klimawandels gekennzeichnet. Insgesamt kann von
einem zunehmenden anthropogenen Druck Mitte der
1990er-Jahre gesprochen werden. Insgesamt sind die
nutzungsbedingten stofflichen, strukturellen und funk-
tionalen Belastungen enorm und durch komplexe Nut-
zungskonflikte überlagert. Am augenfälligsten lässt sich
das in Agrarräumen erkennen. Waren ursprünglich
hauptsächlich natürliche Bodenfaktoren ausschlagge-
degradierte Fläche
durch Wassererosion
1,1 Mio km 2
Grad der Boden-
schädigung
leicht
mäßig
mittel
extrem
Abb. 2.52 Wasser- und Winderosion
in Europa (verändert nach: Oldermann
et al. 1991).
degradierte Fläche
durch Winderosion
0,4 Mio km 2
 
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