Geography Reference
In-Depth Information
unangepasste
Bewirtschaftung
chemische
Degradierung
Entwaldung
Überweidung
Pollution
degradierte Fläche
insgesamt
2,2 Mio km 2
physische
Degradierung
Wassererosion
Winderosion
Abb. 2.53 Faktoren und Prozesse der
Bodenschädigung in Europa (verändert
nach: Oldermann et al. 1991).
Sanddünen, sind in diesem Jahrhundert um 40 Prozent
zurückgegangen. Dieser Schrumpfungsprozess, von dem
insbesondere West- und Nordwesteuropa betroffen war,
vollzog sich zu einem Drittel seit Mitte der 1970er-Jahre.
Als Gründe dafür lassen sich hauptsächlich Urbanisie-
rung, Freizeitverhalten und Aufforstung anführen.
Die Waldfläche ist hingegen wie die Holzgewinnung
leicht gewachsen. Dabei wird nach und nach die „ex-
tensive“ Forstwirtschaft von einer intensiveren und ein-
heitlicheren Bewirtschaftungsform abgelöst. Auch der
Anteil fremder Arten nimmt weiter zu, während die
bedenkliche Abnahme der natürlichen und naturnahen
Waldgebiete anhält. Langsam hält das Konzept der
nachhaltigen Forstwirtschaft Einzug in die Nutzung
und die Bewirtschaftung der Wälder, jedoch hat dies
noch keine größeren Auswirkungen auf die Biodiver-
sität gezeitigt.
Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft und
der zunehmenden Wiederaufforstung ertragsarmer Flä-
chen gehen naturnahe landwirtschaftlich genutzte Bio-
tope wie Weiden verloren oder werden zerstört. Diese
Lebensräume waren in der Vergangenheit in Europa
weit verbreitet und setzten eine extensive Landwirt-
schaft mit geringem Nährstoffeinsatz voraus. Heutzu-
tage leiden sie unter übermäßiger Nährstoff- und Säu-
rebelastung. Die ursprüngliche biologische Vielfalt der
freien, unbebauten Landschaft ist aufgrund des Ver-
schwindens des oft reichen Pflanzen- und Tierlebens
stark zurückgegangen (EUA 1998).
Wie sehr die Konsumsicherung und die Raum(über)-
beanspruchung zusammenhängen, verdeutlicht das
didaktische Konzept des ökologischen Fußabdrucks.
Mathis Wackernagel und William E. Rees, die das Kon-
zept entwickelt haben, verstehen darunter diejenige Flä-
che, die notwendig ist, um den Lebensstandard und
Lebensstil eines Menschen unter den heutigen Produk-
tionsgegebenheiten dauerhaft zu gewährleisten. Erfasst
werden dazu unter anderem Siedlungsflächen, Produk-
tionsflächen für Nahrungs- und Kleidungsrohstoffe,
Deponieflächen zum Abfallabbau oder Waldflächen zur
CO 2 -Bindung. Der ökologische Fußabdruck vermittelt
damit auf anschauliche Weise ein Bild des Ressourcen-
verbrauchs. Er sollte aber weniger als mathematisch
exakter Indikatorwert verstanden werden, sondern als
relative Vergleichsgröße. Im globalen Durchschnitt sind
danach 2,2 Hektar pro Mensch notwendig. Die europä-
ischen Staaten liegen alle über diesem Wert: Für Nor-
wegen, Schweden und Finnland werden je über 7 Hektar
angegeben, für Frankreich, Schweiz und Dänemark 5 bis
7 Hektar, für Großbritannien, Österreich und Deutsch-
land 4 bis 5 Hektar oder für Polen, Ungarn und Tsche-
chien 3 bis 4 Hektar. Das macht die meisten Staaten
Europas zu „Exporteuren” des ökologischen Fußab-
drucks. Nur vergleichsweise wenige Länder sind dage-
gen modellrechnerische „Importeure”. Anders ausge-
drückt leben wir Europäer nach diesem Konzept
ökologisch auf Kosten anderer Regionen dieser Erde.
Setzt man nämlich den gesamteuropäischen ökologi-
schen Fußabdruck in Bezug zur Fläche Europas, so
ergibt sich eine Überbeanspruchung der europäischen
Biokapazität um mehr als das Doppelte (Dittrich 2010).
Schutzgebiete und Naturrefugien
Eine Art Gegenentwurf zu den besonders belasteten und
anthropogen überbeanspruchten Räumen stellen die
unter Schutz stehenden Bereiche dar. In Europa existiert
eine Vielzahl von Schutzkategorien, die in unterschied-
licher Gewichtung die Natürlichkeit, aber auch die ver-
schiedenen Formen der menschlichen Nutzung in Ein-
klang halten wollen. Überlagert werden diese durch
internationale Kategorien und Instrumentarien. Natio-
nalparks bestehen in Europa über 300. Der erste wurde
1909 in Schweden ausgewiesen (Lichtenberger 2005).
Ziel aller Nationalparks ist der Erhalt der Biodiversität.
Diesbezüglich besondere Vorzugsräume sind Watten
und Marschen, Sumpf- und Auengebiete sowie Berg-
und Hochgebirgsregionen. Die gesamte europäische
Nationalparkfläche beträgt fast 160 000 Quadratkilome-
ter. Raumgreifender sind dagegen die über 23 800 euro-
päischen FFH-Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund
740 000 Quadratkilometern. Deren Grundlage ist die
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU aus dem Jahr
1992. Ihr Zweck ist der länderübergreifende Schutz
gefährdeter wildlebender heimischer Tier- und Pflan-
zenarten sowie ihrer Lebensräume. Weitere Schutz-
räume sind durch die Vogelschutz-Richtlinie der EU aus
dem Jahr 1979 ausgewiesen. 2010 waren durch beide
Richtlinien circa 18 Prozent der EU-Fläche als Special
 
Search WWH ::




Custom Search