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Exkurs 2.10
Europäische Megatrends - fünf Szenarien
Das EEA-Projekt PRELUDE fokussiert mögliche Verände-
rungen im ländlichen Raum in den nächsten 30 Jahren und
formuliert fünf Szenarien:
1.) Ein Europa der Disparitäten ( Great Escape Scenario ):
Wirtschaftliche Konkurrenz führt zu einer stärkeren In-
tensivierung in der Landwirtschaft, zugleich aber auch
zu weiteren Betriebsaufgaben und Abwanderung. Der
Urbanisierungsprozess verändert den ländlichen Raum,
einige Naturräume werden verloren gehen.
2.) Europa der Regeneration ( Evolved Society Scenario ):
Ausgelöst durch eine Energiekrise wird ein neues Eu-
ropa entstehen, das getragen ist von einem neuen
Lebensstil mit Rückbesinnung und Rückkehr zum länd-
lichen Leben und zu verstärktem kommunalem Engage-
ment. Die Landwirtschaft wird wohl hoch technisiert,
zugleich aber auch zunehmend organisch gestaltet sein.
Alles in allem wird die Agrarfläche keine großen Ände-
rungen aufweisen.
3.) Europa der Cluster ( Clustered Networks Scenario ): Die
fortschreitende Globalisierung und die Bedürfnisse
einer überalternden Gesellschaft werden in einer ver-
netzten Landnutzungsplanung zusammengeführt. Wäh-
rend ländliche Gemeinden Probleme haben werden,
werden neue städtische Gebiete im ländlichen Umfeld
geschaffen werden. Die Landwirtschaft wird marginali-
siert und große Bereiche werden aufgegeben. Natürli-
che und quasinatürliche Habitate entwickeln sich im
ländlichen Raum weiter.
4.) Europa der Innovation ( Lettuce Surprise Scenario ): Ein
dezentralisiertes und hoch technisiertes Europa folgt
auf eine größere Ernährungskrise. Die Landwirtschaft
wird weiterentwickelt - hoch effizient und kleinskalig.
Dabei geht die Anbaufläche insgesamt zurück, womit
sich zugleich Renaturierungsmöglichkeiten bieten. Infol-
gedessen werden Biodiversität, Boden- und Wasserqua-
lität wieder steigen.
5.) Europa der Kohäsion ( Big Crisis Scenario ): Umweltkata-
strophen führen zu starken, zentralisierten politischen
Reaktionen. Die Landwirtschaft reduziert ihre Über-
schüsse und konzentriert sich auf umweltgerechte Ver-
fahren. Dadurch steigt die Qualität von Boden, Wasser
und Luft.
Gebieten und zur Abwanderung führt. Nach wie vor
spielen dabei agrarpolitische Rahmenbedingungen, in
zunehmendem Maße aber auch Umweltfragen eine
große Rolle. Die Entwicklung der Landwirtschaft ist
allerdings nur ein Schlüsselfaktor der Landnutzungsent-
wicklung. Im EEA-Projekt PRELUDE werden weitere
Treiber identifiziert und fünf Szenarien formuliert
(Exkurs 2.10). Neben der Frage der Planung sind dabei
die demographische Entwicklung, das Wirtschafts-
wachstum und die Änderung der Lebensführung, tech-
nische Entwicklungen ebenso wie die Nutzung der
Bioenergie sowie mögliche Rückkopplungen der Um-
weltveränderungen wie der Klimawandel relevant
(Canadell et al. 2007). Daneben werden die Verfügbar-
keit von Wasser in der Bewässerungslandwirtschaft, die
Möglichkeiten von Genveränderungen, Düngemaßnah-
men, Pflanzenhygiene und so weiter ebenfalls maßgeb-
lichen Einfluss haben.
Nach wie vor macht der ökologisch betriebene Land-
bau einen geringeren Anteil aus. Extensivere Formen
und nachhaltige Landnutzung - vor allem biologische
Landwirtschaft, Ausschluss von Kunstdünger und Gen-
technik, aber auch Schonung des Grundwassers, Erhal-
tung natürlicher Raine und Böschungen oder naturna-
her Gewässerrückbau sind nicht nur von ästhetischem
Reiz, sondern stabilisieren auch die vielfachen Ökosys-
temfunktionen.
Wälder
In den EEA-Mitgliedsstaaten haben sich die Wälder seit
den 1950er-Jahren kontinuierlich ausgeweitet und bede-
cken nunmehr 180 Millionen Hektar, das sind 35 Pro-
zent der Landfläche. Mehr als 80 Prozent unterliegen
einer Bewirtschaftung, der Rest gilt als nicht rentabel
oder steht unter Schutz. Über die größten Waldflächen
verfügen Schweden (28,6 Millionen Hektar), Finnland
(22,1 Millionen Hektar), Spanien (18,2 Millionen Hek-
tar) und Frankreich (16 Millionen Hektar). Lediglich
5 Prozent der europäischen Wälder werden als natürlich
klassifiziert. Der größte Teil gilt als semi-natural. Bei-
nahe 90 Prozent dieser Wälder werden genutzt, ihr
Habitus wird aber als natürlich eingestuft - ein Krite-
rium, das sicherlich kritisch gesehen werden kann. Reine
Plantagen machen nur einen geringen Anteil aus. Die
unter Schutz stehenden Flächen haben in den letzten
Jahren signifikant zugenommen. Die größten Verände-
rungen in den Waldflächen resultierten in den waldrei-
chen Landschaften vor allem in Schweden und Finn-
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