Geography Reference
In-Depth Information
Generation
Beschreibung
Waldbrandtyp
Bekämpfung und Reaktion
1.
1950er- und
60er-Jahre
Kontinuität der Vegetationsbe-
deckung führt zu großem Um-
fangswachstum; kaum Unterbre-
chung durch Ackerland
Waldbrände zwischen 1 000-
5 000 ha; Bodenfeuer, windge-
trieben
traditionelle Waldbrandbekämpfung, basierend
auf lokalen Ressourcen; Ausbau von Lösch-
wasserentnahmestellen und Infrastruktur
(Zufahrtswege)
2.
1970er- und
80er-Jahre
Anhäufung von brennbarer Bio-
masse führt zu schnellen Lauf-
feuern mit Flugfeuerentwicklung;
Brände schneller als die Halte-
linie
Waldbrände zwischen 5 000-
10 000 ha; windgetrieben und
geländedominiert
dichtes Überwachungsnetzwerk (Feuertürme,
Patrouillien), Betonung eines starken Erstan-
griffs mit Löschfahrzeugen; Luftfahrzeuge wer-
den vermehrt eingesetzt
3.
1990er-Jahre
Anhäufung von brennbarer Bio-
masse erreicht Kronenschluss,
Kronenbrände und hohes kon-
vektives Potenzial der Wald-
brände sind die Folge; Kontroll-
möglichkeiten gering
Kronenbrände mit weiter Flug-
feuerentwicklung; Waldbrände
zwischen 10 000-20 000 ha;
extreme Hitzewellen verstärken
die hochintensiven Brände
Risikomodellierung und analytische Werkzeuge
gewinnen an Bedeutung; Feuer als Bekämp-
fungswerkzeug wird wieder eingeführt; Feuer-
bekämpfung aus der Luft wird verstärkt
4.
seit 2000
Siedlungs- und Industriegebiete
dringen in Wald- und Brachland
vor (wildland-urban interface)
und werden zunehmend von
Waldbränden bedroht
Waldbrände im Übergangsbe-
reich von Siedlungen zu Brach-
land/Waldvegetation; größer als
1 000 ha
Landschaftsentwicklung führt zu neuen Situa-
tionen im Übergangsbereich von Siedlungen
und Brachland: vom Angriff zur Verteidigung;
Simulatoren, GIS und GPS-Anwendungen wer-
den eingeführt
5.
seit 2003
Risikogebiete werden mit meh-
reren extrem intensiven und
schnellen Großbränden konfron-
tiert
simultane Großbrände mit Voll-
feuerentwicklung und Gefähr-
dung von Siedlungsbereichen
neue Herangehensweisen und Kompetenzen
werden benötigt; internationale Kooperation
und Informationsaustausch sowie Teilen von
Ressourcen sind unabdingbar
Abb. 2 Waldbrandgenerationen in euromediterranen Landschaften seit den 1950er-Jahren.
doch nur wenige Erkenntnisse vor, warum es zu Waldbrän-
den kommt. Unachtsamkeit im Umgang mit Feuer durch
Erholungssuchende und Unfälle in Land- und Forstwirt-
schaft dürften die Hauptzündquellen sein. Nur wenige
Brände gehen tatsächlich auf Brandstiftung im engeren
(pathologischen) Sinne zurück. Inwieweit Immobilen- und
Landspekulationen eine Rolle spielen, ist weiterhin noch
nicht ausreichend geklärt, wird aber gerne in der öffent-
lichen Berichterstattung als ein Hauptgrund genannt.
Modellierungen zeigen, dass sich diese Situation in
naher Zukunft nicht entscheidend verändern wird, wenn
nicht Möglichkeiten der zielorientierten Landschaftspla-
nung und waldbaulicher Maßnahmen gesucht werden, die
die Brandlast (d. h. die brennbare akkumulierte Biomasse)
deutlich verringern können (Costa et al. 2011, Piñol et al.
2007; Abb. 4).
Zwar ist eine flächendeckende Umsetzung entsprechen-
der Maßnahmen nur schwer zu realisieren, doch werden ent-
scheidende Neuerungen in dieser Richtung in verschiede-
nen europäischen Ländern bereits erprobt. Hierzu zählen:
Feuermanagement in die EU-Gesetzgebung einzubringen,
bestärken diese Erkenntnisse (Agudo & Montiel 2009).
Die Grundprinzipien des Integrativen Feuermanage-
ments werden im Folgenden kurz erläutert (Sande Silva et
al. 2010):
Integratives Feuermanagement ( Integrated Fire Manage-
ment ): Konzept für die Planung und Umsetzung von
Feuer mit dem Ziel einer Schadensminimierung durch
intensive Nutzung von Feuer unter Einbezug sozialer,
ökonomischer, kultureller und ökologischer Aspekte;
integratives Feuermanagement kombiniert Präventions-
und Bekämpfungsstrategien bzw. -techniken und regelt
deren Anwendung durch Fachpersonal sowie traditio-
nelle Feuernutzung
Traditionelle Feuernutzung ( Traditional Fire Use ): Feuer-
nutzung im ländlichen Raum zum Land- und Ressour-
cenmanagement, basierend auf traditionellem Wissen;
sachgemäße Anwendungen folgen gesetzlichen Vor-
schriften und unterliegen guter fachlicher Praxis
Kontrolliertes Brennen ( Prescribed Burning ): Anwendung
von Feuer unter Umweltbedingungen, die es erlauben,
das Feuer innerhalb eines begrenzten, ausgewählten
Gebietes einzusetzen, um geplante Managementziele zu
erreichen
Anwendung analytischer Verfahren zur Identifizierung
strategisch wichtiger Punkte im Gelände (Castellnou et
al. 2009, Costa et al. 2011, Molina et al. 2010), die mit
gezielten Maßnahmen wie kontrollierter Feueranwen-
dung und landschaftsplanerischen Maßnahmen die Aus-
breitung von Waldbränden verringern können
Gegenfeueranwendung ( Suppression Fire ): Einsatz von
Feuer als Werkzeug zur Bekämpfung von Waldbränden
die Entwicklung von Methoden und Techniken der
Gegenfeueranwendung zur Entschleunigung und Ein-
dämmung katastrophaler Brände mit extremem Feuer-
verhalten (Castellnou et al. 2010a, Miralles et al. 2010)
Die Abbildung 5 zeigt die Kombination von Präventions- und
Bekämpfungsstrategien durch Integratives Feuermanage-
ment.
Erkenntnisse und Schlussfolgerungen
Häufig führte die Anwendung von innovativen Methoden
und Techniken (analytische Verfahren, Gegenfeueranwen-
In beiden Bereichen steht die nutzbringende Anwendung
von Feuer im Vordergrund, um das sogenannte Waldbrand-
Paradoxon ( fire paradox ) zu lösen. Vorschläge, Integratives
 
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