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beschrieben (Diemont 1996, Holst-Jørgensen 1993, Webb
1997).
Trotz dieser weitverbreiteten traditionellen Feueranwen-
dung ist die europäische Feuerkultur weitgehend durch die
intensive Landflucht und damit verbundene Urbanisierung
seit Mitte des letzten Jahrhunderts verloren gegangen und
Feuer wird im Allgemeinen nicht mehr als Werkzeug, sondern
als Bedrohung wahrgenommen (Lázaro & Montiel 2010). In
diesem Zusammenhang zeigt sich eine Entwicklung von kul-
turlandschaftlich relevanten Bränden und deren Einschät-
zung hin zu grundsätzlich negativ bewerteten Waldbränden.
tig der Anteil von Waldbränden ab einer Größe von 50 Hek-
tar mehr als 75 Prozent der verbrannten Fläche ein, obwohl
diese nur etwa 2,6 Prozent der Gesamtzahl aller Wald-
brände ausmachen (JRC 2007) - ein deutlicher Hinweis auf
die steigende Gefährdung durch Großbrände.
Landschaftsveränderungen und die
Entwicklung von Waldbränden
Großbrände sind hauptsächlich einer gravierenden Land-
schaftsveränderung geschuldet, die durch Nutzungsauf-
gabe und Landflucht eine kontinuierliche und stetig anwach-
sende Brandlast hinterlässt. Vor allem der mediterrane
Süden Europas wurde in den letzten Jahrzehnten von inten-
siven Landnutzungsänderungen geprägt. Das Auflassen von
Ackerland und die Aufgabe von Weideflächen haben zu einer
enormen Anhäufung von brennbarer Biomasse auf den ent-
standenen Brachflächen geführt. Die Abbildung 2 gibt eine
Übersicht über die Entwicklung von euromediterranen Land-
schaften und den sich daraus entwickelnden Waldbrandge-
nerationen.
Als Reaktion auf immer neue Generationen von Wald-
bränden wurden in Europa vorrangig die Ressourcen in der
Waldbrandbekämpfung erhöht, mit dem Ergebnis, dass
kleine und mittlere Brände mit großem Erfolg unterdrückt
wurden. Großbrände blieben aber weiterhin oft jenseits der
Kontrollschwelle. Paradoxerweise führte gerade die Redu-
zierung von Waldbränden geringer bis mittlerer Störungs-
intensität zu den Großbrandlagen des letzten Jahrzehnts
und gleicht in ihrer Auswirkung somit einer negativen Aus-
lese der Waldbrandereignisse (Costa et al. 2011). Die Abbil-
dung 3 macht deutlich, wie sich die Auswirkungen von
Waldbränden verschieden hoher Intensitäten unterschei-
den können: Während geringe bis mittlere Feuerintensitä-
ten eine weitgehend feuerresistente Waldstruktur schaffen
können, werden durch hochintensive Waldbrände alle
Strukturen zerstört und die Landschaft wird durch die Eta-
blierung von Strauchformationen anfälliger für weitere
Brände mit kürzeren Rückkehrintervallen.
Trotz der hohen Investitionen in Bekämpfungsmaßnah-
men nehmen also Größe, Ausbreitungsgeschwindigkeit und
Intensität von Waldbränden zu, mit oft unkontrollierbaren
Konsequenzen. Dabei wird es nicht möglich sein, diesen
Großbränden mit einer reinen Weiterentwicklung der Be-
kämpfungsmethoden und -technologien zu begegnen.
Häufigkeit und Ausmaß von Waldbränden
in Europa
Waldbrände werden heute ungeachtet ihrer tatsächlichen
Größe und Auswirkungen überwiegend als destruktiv und
schädlich eingestuft. Die Zahl der Waldbrände verzeichnet
in den Statistiken des Joint Research Centers (JRC) der EU
(einschließlich weiterer Länder mit verfügbaren Statistiken)
für den Zeitraum 1980 bis 2006 einen starken Anstieg.
Jedes Jahr fallen im Durchschnitt etwa 600 000 Hektar
Wald den Flammen zum Opfer (Rego et al. 2010, San-
Miguel-Ayanz & Camia 2009). Die Abbildung 2.56 gibt einen
Einblick in die Feuerhäufigkeit in verschiedenen europä-
ischen Staaten. Im Durchschnitt werden mehr als 50 000
Waldbrände jährlich gezählt, mit starker Konzentration in
Südeuropa (San-Miguel-Ayanz & Camia 2009). Die Abbil-
dung macht jedoch deutlich, dass Waldbrände nicht nur auf
den mediterranen Raum beschränkt bleiben, sondern auch
in Mittel-und Nordeuropa präsent sind (Catry et al. 2010).
Der Großteil der Brände wird vom Menschen verursacht
und betrifft nur kleine Flächen. Allerdings nimmt gegenwär-
Lösungsansätze - integratives
Feuermanagement
Die gegenwärtige Landschaftsentwicklung vor allem in Süd-
und Südosteuropa mit dem durch die Landflucht bedingten
zunehmenden Auflassen ehemaliger Nutzungsflächen und
dem Einsetzen von Vegetationssukzessionen stellen ideale
Voraussetzungen für große Waldbrände dar. Es liegen je-
Abb. 1 Große Waldbrände - wie hier in Zuera, Aragón im
Jahr 2008 -, die immer mehr auch in Siedlungsräume vor-
stoßen, sind ein wiederkehrendes Phänomen hauptsächlich
seit den späten 1990er-Jahren (Foto: Marc Castellnou).
Fortsetzung
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