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Mindestens einmal im Leben soll je-
der Muslim die
Wallfahrt
(hac,
sprich
hadsch
) nach Mekka unternehmen.
Der Besuch der Ka'aba, des höchsten
Heiligtums des Islam, wurde im Zeital-
ter des Tourismus sehr viel einfacher,
entsprechend viele Muslime unterneh-
men daher die Wallfahrt heute.
ten Teil stellt die sunnitisch-hanefiti-
sche Rechtsschule, die als gemäßigte
Richtung gilt und auch einen nicht
ganz so strikten Umgang des Einzel-
nen mit den Regeln toleriert. Sie steht
damit in Gegensatz zur Schule der
Wahhabiten und den Salafisten, die
ebenso wie in Europa auch in der Tür-
kei mit Millionen Dollar aus Saudi-Ara-
bien finanziert werden. Eine organi-
sierte Kirche wie im Christentum gibt
es nicht, einzig die Moscheeschulen
(Medresen) und religiöse Orden si-
chern die Kontinuität der Lehre. Diese
Orden waren von Atatürk verboten
worden, haben sich aber in Privatzir-
keln weiterentwickelt. Viele Politiker
des konservativen Parteienspektrums
und auch der islamistischen AKP haben
heute ihre Basis in diesen Orden.
Als größte religiöse Minderheit ist
die alevitische Religionsgruppe vertre-
ten, die anders als alle anderen Mus-
lime verschiedene private Kulte voll-
zieht. Die Alevis stellen die unsterbli-
che Seele des Menschen in den
Mittelpunkt, diese strebt aus sich her-
aus zu Gott und zur Selbstvervoll-
kommnung. Der Mensch hat Entschei-
dungsfreiheit in jeder Lebenssituation
und soll durch Selbstbeherrschung zu
Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft
kommen. Alevis sind in der Türkei etwa
ein Viertel der Bevölkerung, darunter
namhafte Künstler und Intellektuelle.
Besonders verbreitet sind sie an der
Ägäis- und Mittelmeerküste sowie im
Landesinneren östlich von Sivas, in der
Provinz Tunceli.
Sunniten und Alevis
In der Türkei sind verschiedene Reli-
gionsströmungen vertreten, den größ-
Blaue Augen
Aus Glas gegossene blaue Augen,
auf Türkisch:
nazar boncuğu,
gibt
es in jedem Basar zu kaufen. Nach
dem Volksglauben schützen sie
gegen Neid und bösen Blick. In
dieser Sitte lebt der vorislamische
Schamanismus der Turkvölker wei-
ter. Überhaupt bringt die Farbe
Blau Glück, da schadet es nicht,
wenn man auch das Wort
masallah
(Gott möge schützen) in Blau
schreibt. Wer das Schicksal um
etwas bittet, knotet einen Streifen
Stoff, Plastik oder Papier als
adak
(Bitte) an Sträucher bei heiligen
Orten wie Begräbnistürben lokaler
Heiliger oder mystischen Plätzen.
Islam und Toleranz
Nach der Verfassung sind die Staatsor-
gane der Türkei religiös neutral, doch
ist dieses Prinzip bereits seit den
1950er-Jahren aufgeweicht. Vor allem
