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für komplizierte Entscheidungssituationen stehen nur beschränkte kognitive Kapazitäten
der Entscheidungsträger zur Verfügung.
Dieses Konzept der begrenzten Rationalität geht vor allem davon aus, dass
• einegenaueBewertungallerEntscheidungsalternativennichtmöglichist,dadasdafür
notwendige Wissen nur unzureichend beschafft und verarbeitet werden kann,
• zukünftigeintretendeEreignisseebenfallsnichtbewertbarsind,umbeiderEntschei-
dungsfindung berücksichtigt werden zu können,
• zudemniemalsallemöglichenEntscheidungsalternativeninBetrachtgezogenwerden
können.
Da nun Individuen trotz begrenzter Rationalität Entscheidungen treffen und Aktivitä-
ten ausführen müssen, schlie￟t ihre Suche und Auswahl einer Alternative nicht mit der
optimalen, sondern mit einer für sie befriedigenden Lösung ab. Wann eine Lösung als
befriedigend anzusehen ist, hängt vom Anspruchsniveau des Individuums ab, das mit
dessen gesammelter Erfahrung variieren kann. So wird ein Entscheidungsträger sein An-
spruchsniveau senken, wenn er seine Ziele über einen längeren Zeitraum nicht erreichen
kann. Genauso wird er aber auch seine Ansprüche erhöhen, wenn er mühelos an sein Ziel
gelangt.
Aufbauend auf diesen verhaltenswissenschaftlichen Annahmen kann die Aufgabe der
Organisationsstruktur darin gesehen werden, Bedingungen zu schaffen, die dem Ent-
scheidungsträger die Entscheidung erleichtern. Die Wirkungen der durch die klassische
Organisationslehre bereitgestellten Strukturvariablen auf das Entscheidungs- und Prob-
lemlösungsverhalten der Organisationsmitglieder können nun benannt bzw. die Ausprä-
gungen der einzusetzenden Strukturvariablen begründet werden.
Die verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie liefert damit den Erklärungs-
hintergrund für die Auswirkungen der von der Organisationslehre bereitgestellten Struk-
turierungsinstrumente auf das Verhalten der Organisationsmitglieder. Damit lassen sich
Aussagen treffen, in welchem Ausma￟ organisatorische Strukturierungsma￟nahmen ein-
zusetzen sind, um ein im Hinblick auf die Erfüllung der Organisationsziele angestrebtes
Verhalten der Organisationsmitglieder herbeizuführen. Ausgangspunkt der Überlegun-
gen ist die Kompliziertheit der Aufgaben bzw. der damit einhergehende Entscheidungs-
situationen, von der das einzelne Organisationsmitglied durch organisatorische Struktu-
rierungsma￟nahmen entlastet wird. Dies erfordert jedoch eine gewisse Beständigkeit in
den Aufgaben und Entscheidungssituationen, um standardisiertes Verhalten entwickeln
zu können. Da aber immer auch Veränderungen in den Aufgaben und Entscheidungssi-
tuationen Abweichungen vom standardisierten Verhalten verlangen, stellt sich die Frage
nach den Bedingungen für das Auftreten einer bestimmten Aufgabencharakteristik. Die
verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie kann keine Antworten auf diese Frage
bereitstellen. Erst bei Einnahme der dritten - der funktionalen - Organisationsperspektive
werden die Bedingungen ersichtlich, unter denen mit einer bestimmten Aufgabencha-
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