Civil Engineering Reference
In-Depth Information
Herstellungsabläufe im Sinn einer strikten Prozessorientierung sind dabei zur Auf-
rechterhaltung der Kostenführerschaft unabdingbar. Unternehmensorganisation und
Leistungsprogramm spiegeln die Erfordernisse einer kosteneffizienten Baufertigung
nach aussen wider. Klare Organisationsstrukturen mit genau definierten Verantwort-
lichkeiten ermöglichen eine intensive Kostenkontrolle. Die Unternehmens- und Pro-
jektmanager werden mit einem Anreizsystem nach objektiven Bewertungsmassstäben
(z.B. variable Vergütungsanteile) zur Erreichung der Kostenziele motiviert.
• RisikenderKostenführerschaft
Die Risiken des Kostenführeransatzes liegen in erster Linie darin, dass ein Unterneh-
men aufgrund einer überzogenen Kostenfixierung den Blick für vorhandene Produkt-
und Marketingentwicklungen auf dem Baumarkt verliert. Technische Veränderungen
im Baufertigungsprozess sowie neue, innovative Bauverfahren können zudem die in-
vestitionsbedingten Kostenvorteile egalisieren. Darüber hinaus besteht die generelle
Gefahr, langfristig erarbeitetes, kostenrelevantes Know-how durch Nachahmung oder
Personalfluktuation an die Wettbewerber zu verlieren. Des Weiteren können betriebs-
individuelle Kostensteigerungen die Höhe eines Kostenvorteils schmälern.
• KritischeBetrachtungderKostenführerschaft
Wegen der Fragmentierung des Baumarktes ist es für ein einzelnes Unternehmen sehr
schwer, auf dem von ihm bedienten Teilmarkt eine Kostenführerschaft über das ge-
samte eigene Leistungsprogramm zu erreichen; die in den einzelnen Unternehmen ein-
gesetzten Bauverfahren und Herstellungsmethoden sind zu ähnlich. In der Organisa-
tionsstruktur und der Baustellenabwicklung begründete Wettbewerbsvorteile sind oft
nur unzureichend vorhanden und für sich allein noch nicht in der Lage, die Spanne der
Preisbildung konkurrenzunterscheidend zu durchbrechen.
Darüber hinaus ist es im Baugeschäft schwierig, die Kostenführerschaft am Markt
in relevante Wettbewerbsvorteile umzusetzen. Die Preisbildung erfolgt punktuell von
Ausschreibung zu Ausschreibung; Bauaufträge werden oft sozusagen „versteigert“, wo-
bei die Zahl der Angebotsrunden je nach Auftraggeber variiert (bei öffentlichen Auf-
traggebern in der Regel nur eine Angebotsrunde). Im Gegensatz zu vielen anderen
Branchen erfolgt also in der Bauwirtschaft keine stetige Preisbildung. Der Markt ist
nicht genügend transparent; die einzelnen Bauunternehmen kennen in der Regel die
Höhe der Einheitspreise ihrer Konkurrenten nicht und können somit deren Preisgestal-
tung bei der nächsten Ausschreibung nicht abschätzen. Aufgrund des Projektcharakters
des Bauens und der Einzigartigkeit einer jeden Bauaufgabe ist eine stetige Preisbildung,
verbunden mit einer ausreichenden Markttransparenz, auch nicht erreichbar. Allge-
mein gültige, verbindliche und längerfristig anwendbare Preislisten, aus denen Auf-
traggeber und Wettbewerber eine Orientierung über die Preisgestaltung eines Unter-
nehmens erhalten, sind naturgemäss nicht vorhanden.
Die Heterogenität der Bauleistungsanbieter dämpft zusätzlich die markttechnische
Wirksamkeit einer erreichten Kostenführerschaft. Kostenvorteile einiger Unternehmen
werden durch zurückgesteckte, preisrelevante Renditeerwartungen anderer Unterneh-
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