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dies meiner Meinung nach eine durchaus berechtigte Frage sei, weil dieser Moment doch
ein ziemlich einschneidendes Erlebnis in seinem Leben gewesen sein müsse. Irgendwann
ließ sich der Dolmetscher erweichen, meinte dann allerdings, dass der Baba die Frage nicht
beantworten wolle. Genauer gesagt meinte er, wir sollten jetzt besser verschwinden. Ich
hoffe wirklich, dass ich ihn nicht verärgert habe.
Auf dem Weg zurück zu meinem Zelt habe ich noch eine Weile über den einarmigen Baba
nachgedacht. Wir alle haben irgendeine Leidenschaft im Leben. Ich bin beispielsweise seit
siebzehn Jahren mit Suzanne zusammen. Das ist wahre Hingabe. Keine Ahnung, ob der
einarmige Mann verheiratet ist - das hätte ich ihn mal fragen sollen! Aber wie sollte er bitte
schön im Haushalt mit anpacken? Abgesehen von Bügeln wären die meisten Haushaltstä-
tigkeiten ja unmöglich für ihn. Suzanne wäre jedenfalls alles andere als glücklich, wenn ich
eines Tages verkündete: Du wirst ab sofort die Betten alleine frisch beziehen müssen, weil
ich ab heute bis an mein Lebensende einen Arm in die Luft strecken werde. Eigentlich ist
das doch nur eine faule Ausrede, um nicht mithelfen zu müssen. Auf jedem einzelnen Foto,
das ich von dem Baba gesehen habe, saß er auf seinen vier Buchstaben. Er rennt also auch
nicht den ganzen Tag herum und wiegt mit dem anderen Arm alles auf, was der hochgehal-
tene nicht macht. Er sitzt einfach nur dumm rum und tut gar nichts.
Ziemlich beknackt.
DIENSTAG, DEN 4. MÄRZ
Heute habe ich einen Guru in einem Ashram kennengelernt, einen freundlichen alten Mann
namens Swami Ji. Wir unterhielten uns über unseren jeweiligen Glauben. Er war der Über-
zeugung, dass unsere Herzen unsere Handlungen bestimmen sollten, dass sich aber leider
allzu viele Menschen von ihrem Gehirn leiten ließen. Ich habe ihm gesagt, dass ich zu der
zweiten Gruppe gehöre. Die einzigen Augenblicke im Leben, in denen mein Herz sich zu
Wort meldet, sind die, wenn ich zu schnell eine Treppe hinaufgerannt bin. Dann ist es wie-
der an der Zeit, mir einzugestehen, dass meine Wampe größer ist als meine Kondition.
Ich glaube, der Guru mochte mich. Wir konnten miteinander lachen, und obwohl wir voll-
kommen unterschiedliche Leben führen, waren wir doch in vielen Lebensfragen ein und
derselben Meinung. Wir meditierten zusammen, und dann sollte ich in sein kleines Gum-
miboot steigen, und von diesem aus sprang ich in den Ganges und schwamm eine Runde.
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