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wenn mir jemand sagen würde, ich dürfe nie wieder im Leben Papaya essen, würde es mir
trotzdem nicht besonders viel ausmachen. Aber so geht es mir mit den meisten Obstsorten.
Es gibt einfach zu viel Obst auf der Welt, und große Mengen will ich gar nicht erst einkau-
fen, weil es zu schnell gammelig wird. Vielleicht wird uns deshalb auch empfohlen, fünf
Portionen Obst am Tag zu essen. Damit es wegkommt, bevor es schimmelt.
Danach widmete ich mich der wichtigsten Aufgabe des Tages und versuchte, ein billiges
Hotel zu finden, weil ich keine weitere Nacht in Frederickos Hostel verbringen wollte.
Aber irgendwie war alles ausgebucht, angeblich weil Karneval war - zumindest war es das,
was sie alle behaupteten. Es konnte aber genauso gut auch daran gelegen haben, dass ich
in meinen Shorts und in meinem Schlafshirt ziemlich ungepflegt aussah und sie mich des-
halb einfach nicht in ihren Hotels haben wollten. Madonna und Beyoncé waren auch in der
Stadt. Wenn Madonna mich in meinem Zustand gesehen hätte, hätte sie sich ganz sicher
erbarmt und mich adoptiert und in den Rest ihrer Sammlung aufgenommen.
Irgendwann erlaubten mir Christian und Krish, mit der restlichen Crew in ihrem Haus in
der Rua Saint Roman zu übernachten. Das freute mich sehr. Dann verkündete Christian,
dass ich heute einen Mann treffen würde, der mir Rio de Janeiro zeigen sollte. Er hieß Cel-
so. Er war siebenundvierzig und hatte einen Gehstock - was mir sehr entgegenkam, weil er
sich nur ganz langsam vorwärtsbewegte. Perfekt in dieser Hitze.
Nur wenige Sekunden, nachdem wir uns kennengelernt hatten, machte er mir ein Ge-
schenk. Es war ein Kondom an einer Schnur. Ich öffnete das Päckchen und betrachtete die
Anleitung mit jeder Menge Zeichnungen von zwei Männern, die sich gegenseitig Kondo-
me überzogen. Ich bin der Meinung, dass diese Anleitung ganz entschieden zu viele Zeich-
nungen von Schniedeln beinhaltete. Man braucht schließlich nur einen einzigen, um zu de-
monstrieren, wie man ein Kondom überrollt. Ich fragte Celso, ob er schwul sei, aber er gab
mir keine Antwort.
Stattdessen nahm er mich mit in einen Schönheitssalon, in dem er sich enthaaren lassen
wollte. Und er lud mich ein, ihm in die kleine Kabine zu folgen, damit ich ihm dabei zu-
sehen konnte. Er erzählte mir, dass viele Männer in Rio sich wachsen ließen, um sich ihrer
unerwünschten Körperbehaarung zu entledigen, damit sie am Strand besser aussähen und
schneller braun würden. Er sagte auch, dass ich zu haarig sei und mich ebenfalls wach-
sen lassen sollte. Ich schlug das Angebot aus. Celso berichtete, dass er seinen Körper alle
vier Monate enthaaren ließ. Ich sah mir die Preisliste an. Die Haare am Anus zu entfernen
kostete umgerechnet ungefähr acht Pfund. Warum irgendjemand auch nur auf diese Idee
kommen sollte - ich weiß es nicht. Wer in aller Welt braucht eine derartige allumfassen-
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