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Fredericko blieb bei einem Etagenbett neben dem Fenster stehen. »Das hier ist das beste
Bett im ganzen Hostel«, verkündete er stolz. Ich konnte mir nicht erklären, wie er darauf
kam, bis ich später einen Typen aus Hull kennenlernte, der mir erklärte, dass man von dort
aus nachts, wenn man aufs Klo müsse, einfach aus dem Fenster pinkeln könne, statt zu
den Toiletten hinüberzugehen. Nicht gerade ensuite, aber kein Grund, mich zu beschweren,
nahm ich an.
Die Matratze war von Flecken übersät. Meine Flecken sahen sogar noch schlimmer aus
als die auf den anderen Matratzen. Das lag daran, dass ich im Gegensatz zu den anderen
Tageslicht hatte, das ein paar der Flecken besonders gut zur Geltung brachte. Eine Unterho-
se hing an meinem Bettpfosten. Erst wollte ich sie woanders hinlegen, aber dann überlegte
ich mir, dass die Unterhose vielleicht das Ungeziefer von mir ablenken könnte, und ließ sie
hängen.
Ich fragte Christian, den Regisseur der Sendung, wie viel es kostete, hier zu übernachten.
Vier Pfund pro Nacht, antwortete er. Dann verabschiedete er sich, um mitsamt der restli-
chen Crew in ein Ferienhaus in der Rua Saint Roman einzuchecken.
Ich beschloss, früh schlafen zu gehen, und schlummerte ein, während auf einem anderen
Etagenbett ein Kind, das aussah, als wäre es ungefähr neun, auf seiner Gitarre herumzupfte.
MITTWOCH, DEN 10. FEBRUAR
Ich wachte auf, weil Christian mir seine Kamera mitten ins Gesicht hielt. Es muss in etwa
7 Uhr gewesen sein. Ich hatte ganz gut geschlafen. Die anderen Betten waren mittlerweile
alle belegt. Nackte Beine baumelten herunter, und hier und da lugte die eine oder andere
Arschbacke unter einer Decke hervor und wartete auf die nächstbeste Bettwanze, die Lust
auf Frühstück im Bett hatte. Ich ging mich waschen. Die Toiletten waren definitiv in einem
schlechteren Zustand als die Küche.
Frühstücken gingen wir im hinteren Bereich eines Supermarkts, in dem man sein Essen
nach Gewicht bezahlen musste. Ich finde die Idee gut. Sie sollten das noch ein bisschen
weiterspinnen und den Preis zudem noch an dem Körpergewicht der Kunden festmachen.
Wenn man übergewichtig ist, zahlt man ein bisschen mehr, was dann dazu anregen soll, an
der Essensaufnahme zu sparen. Ich hatte ein paar Scheiben Toast und ein Stück Papaya.
Es war das erste Mal, dass ich Papaya gegessen habe. Sie schmeckte ganz passabel, aber
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