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und wollte mich gerade setzen, als ich bemerkte, dass es sich nicht in jeder Hinsicht um
eine westliche Toilette handelte. Es gab nämlich kein Klopapier, sondern nur einen Was-
serhahn mit einem Schlauch daran. Einen Moment lang war ich versucht, es drauf ankom-
men zu lassen, aber ich habe ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer, wie man sich nur mit
einem Wasserschlauch ordentlich den Hintern abputzen soll. Das wäre wie Autowaschen
ohne Schwamm. Es funktioniert einfach nicht. Mit dem Schlauch gehen nur die groben
Schlammklumpen ab. Man braucht einfach mehr Zubehör. Ich beschloss also, wieder zu
gehen, und griff nach der Türklinke - oder besser gesagt: ins Leere. Denn die verdammte
Klinke fehlte. Ich war eingesperrt. Ich hämmerte an die Tür, aber es kam niemand. Wahr-
scheinlich konnte der Mann am Eingang mich nicht hören, weil gerade draußen der Muez-
zin loslegte. Ich war nur froh, nichts bezahlt zu haben. Es stank, es gab kein Klopapier
und keine Türklinke. Ich versuchte, Krish oder Christian zu erreichen, hatte aber keinen
Empfang. Und ich konnte mich noch nicht mal hinsetzen, weil es auch keinen Toilettende-
ckel auf dem Klo gab.
Ich war fast zehn Minuten dort eingesperrt, als endlich die Tür aufging, weil jemand mein
Klo benutzen wollte. »Keine Klinke«, sagte ich. Der Typ war Engländer und erklärte mir,
dass man für die Klobenutzung bezahlen müsste, dann bekäme man auch die Klinke. So
etwas hatte ich ja noch nie gehört.
»Warum verkauft der Mann kein Klopapier?«, fragte ich. »Das gibt es hier nämlich auch
nicht.«
Der Engländer fischte eine Rolle Klopapier aus seiner Tasche und meinte, er würde sein
Hotel nie ohne verlassen. »Hab ich immer in meiner Bauchtasche.«
Und schon war er hinter der Tür verschwunden. Ich dachte einen Augenblick darüber
nach, ob ich warten sollte, bis er fertig war, um ihn um ein paar Blatt Klopapier anzupum-
pen, aber ich hatte keine Lust mehr, dort weiter herumzuhängen. Wo ist eigentlich dieser
Charmin-Bär, wenn man ihn braucht?
Ich ging zurück zu Krish und Christian, die nicht mal bemerkt hatten, dass ich eine halbe
Stunde lang verschwunden war. Sie hatten in der Zwischenzeit darüber diskutiert, wo wir
essen gehen sollten.
»Worauf hast du Lust?«, fragte Krish.
Es war mir egal. »Hauptsache, es gibt ein Klo«, sagte ich nur.
Wir gingen in ein schickes Restaurant, das einem Mann namens George gehörte.
George verkündete, er würde mir etwas vorsetzen, das mir den wahren Geschmack Ägyp-
tens offenbaren würde, was mich sofort in Alarmbereitschaft versetzte. Was ich bislang von
ägyptischem Essen gesehen hatte, bestand aus beige-braunem Brei, in den man Brot tunk-
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