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übernachten, weil die Zimmer total heruntergekommen waren. In den Matratzen wimmel-
te mehr Viehzeug als in dem Dschungel, den wir gerade hinter uns gelassen hatten. Wir
mieteten ein einziges Zimmer (Zimmer 5), um unsere Ausrüstung unterzustellen, zudem
würden wir alle dort die Toilette und das Waschbecken benutzen können.
Dann gingen wir in einem einheimischen Lokal essen. Richard nannte es Café, aber ich
glaube, es war in Wirklichkeit ein normales Wohnhaus, und der Besitzer versuchte, aus uns
Kapital zu schlagen. Ich hatte zwei Gründe für diese Annahme: 1. Wir waren die Einzigen
in diesem Etablissement. 2. Unser Tisch stand direkt neben seinem Schlafzimmer.
Ich bin ins Hostel zurückgegangen, um das Klo in Zimmer 5 zu benutzen, war aber ent-
setzt über seinen Zustand. Christian, unserem Producer, war schlecht gewesen, und er hat-
te es inklusive der Wände von oben bis unten besudelt. Sogar die Kakerlaken suchten das
Weite. Zum ersten Mal in meinem Leben nahm ich bewusst wahr, wie mein Gesicht einen
angeekelten Ausdruck annahm, und ich beschloss, lieber in aller Öffentlichkeit mein Ge-
schäft zu verrichten, als hier drinnen zu sitzen.
Ich kann nicht glauben, dass ich gerade mal eine Woche hier in Peru bin. Es fühlte sich
an wie die längste Woche in meinem ganzen Leben. Wenn jemals ein Arzt zu mir sagen
sollte, dass ich nur noch einen Monat zu leben habe, werde ich hierher zurückkehren und
diese Reise noch mal machen, weil es sich dann anfühlen wird, als hätte ich deutlich länger
gelebt.
MONTAG, DEN 21. JUNI
Heute musste ich schon wieder eins dieser winzigen Flugzeuge besteigen. Wilder war auch
mit von der Partie. Er hat schreckliche Flugangst, weil er schon bei zwei Flugzeugabstür-
zen dabei gewesen ist. Er musste zwei Valium schlucken, bevor er an Bord gehen konnte.
Dass sie den Flug zu Trainingszwecken für angehende Piloten nutzen wollten, die lernen
sollen, mit einer schweren Ladung - unserer Ausrüstung - zu fliegen, trug auch nicht ge-
rade dazu dabei, ihn zu beruhigen. Der Fairness halber muss ich zugeben, dass mich das
ebenfalls nervös machte.
Unser Ziel war ein Ort namens Cusco, der ein bisschen näher bei dem Wunder von Machu
Picchu liegt. Cusco liegt so hoch über dem Meeresspiegel, dass es dort dreißig Prozent we-
niger Sauerstoff gibt. Ich musste Tabletten gegen Höhenkrankheit einnehmen, sonst wäre
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