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Irgendwann wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen, als mit mir selber »Vier gewinnt«
zu spielen. Als ich noch klein war, habe ich das öfter gemacht. Ich bestimmte die Farbe, die
gewinnen würde, und füllte dann mit geschlossenen Augen die Spielsteine in den Ständer.
Sobald alle Steine in dem Ständer steckten, öffnete ich wieder die Augen und sah nach, ob
meine Farbe gewonnen hatte. Das Kind mit dem Hausfaultier stattete mir einen Besuch ab,
und ich versuchte, ihm »Vier gewinnt« beizubringen, aber es schien das Spielprinzip nicht
zu begreifen. Es stopfte einfach nur willkürlich die Steine hinein.
Nachdem das Kind weitergezogen war, ging ich hinunter ans Ufer und wusch meine stin-
kigen Klamotten im Amazonas aus. Ein paar Jüngere aus dem Stamm waren auch dort, an-
gelten und spülten Töpfe und Pfannen. Während ich meine Klamotten einweichte, musste
ich an einen Volksstamm denken, über den ich mal gelesen hatte, der nur die Zahlen eins,
zwei und drei kennt. Offenbar haben diese Leute keine Verwendung für alles, was vier oder
mehr ist. Vielleicht hat das Kind deshalb die Regeln von »Vier gewinnt« nicht verstanden.
Bis ich zu meinem Zelt zurückkehrte, waren auch die Männer von der Jagd heimgekehrt
und machten wieder Feuer. Es sah etwas gefährlich aus: Der ganze Dschungel neigte sich
zu einer Seite, Kinder spielten in der Richtung, in die der Rauch zog, und alle hatten Ba-
ströckchen an. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendetwas passieren würde. Und gera-
de, als ich meinte, die Lage könnte nicht noch brenzliger werden, kam ein Mann den Pfad
herauf. Er trug ein kleines Krokodil auf dem Rücken. Er ließ es neben den Kindern, die
neben dem Feuer spielten, das neben den Leuten flackerte, die brennbare Kleider trugen,
einfach auf den Boden gleiten. Fehlte nur noch die örtliche Irre mit der Axt.
Dann tanzten die Männer ums Feuer, und die Frauen schlachteten das Krokodil. Sie boten
auch mir ein Stück an. »Nein danke«, sagte ich. Ich hatte schon ein wenig »Spotted dick«
zum Abendbrot gegessen.
Gegen halb zehn, als das Feuer endlich verglüht war und keine Gefahr mehr bestand, dass
mein Zelt in Brand geraten würde, ging ich ins Bett.
SONNTAG, DEN 20. JUNI
Am Morgen verließen wir den Stamm und schipperten etwa vier Stunden stromabwärts bis
zu einem Ort namens Angamos, in dem wir die kommende Nacht in einem Hostel ver-
bringen würden. Als wir das Hostel erreichten, beschlossen wir jedoch, lieber im Zelt zu
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