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überschlagen und ich mir noch mehr Sorgen mache. Es ist, als würde mein Kopf mich er-
schrecken wollen. Nie denkt er sich schöne Sachen aus. Immer macht er mir Stress.
Irgendwann gingen wir an Land. Wilder, der sich unserer Gruppe angeschlossen hatte und
den Dschungel kannte wie seine Westentasche, schlug vor hierzubleiben, weil es bald dun-
kel werden und wir noch unser Lager aufschlagen und ein Feuer würden machen müssen.
Ich war müde, verschwitzt und total erledigt, und als ich aus dem Boot stieg, landete ich
prompt der Länge nach im lehmigen Uferschlamm. Das letzte Fünkchen Energie, das ich
noch in mir gehabt hatte, wurde von dem Schlamm aufgesogen - und ich selbst inklusive.
Ich wollte einfach nur noch nach Hause, und zwar mehr als je zuvor auf einer dieser Rei-
sen. Aber ich hatte keine Wahl. Wir machten uns auf den Weg in den Dschungel. Während
Wilder mit einer Machete einen Pfad ins Dickicht schlug, ermahnte er mich in einem fort,
dass ich Acht geben, wo ich hintrete, und nach Schlangen Ausschau halten solle. Und dann
blieb er plötzlich vor einem Baum stehen. Aus der Borke ragten fette Dornen. Er befahl
mir, ja nichts zu berühren. Was zum Teufel mache ich hier, fragte ich mich - an einem Ort,
an dem man noch nicht einmal den Bäumen über den Weg trauen kann?
Ich war kurz davor zu verkünden, dass ich keinen Schritt weitergehen könnte, als Wilder
uns mitteilte, dass wir unseren Lagerplatz erreicht hätten. Ich musste mich erst mal hinset-
zen, während die anderen die Zelte aufschlugen. Wilder sagte, ich solle sicherstellen, dass
nichts auf oder in mein Gepäck gekrochen sei, bevor ich es ins Zelt mitnehme. Ich konnte
aber nichts sonderlich gut erkennen, und machte dann einfach mein Bett. Na ja, Bett … Es
bestand aus einer Isomatte von Halfords (nicht gerade berühmt für Outdoor-Ausrüstung)
und einem Sockensack als Kissen.
Um halb acht legte ich mich schlafen. In meinem kleinen Ein-Mann-Zelt krabbelten und
flogen inzwischen unzählige Insekten herum. Ich kann mich nicht daran erinnern, in mei-
nem Leben je auch nur ein einziges Mal so früh ins Bett gegangen zu sein, aber ich wollte
einfach nur noch, dass der Tag zu Ende ging.
MITTWOCH, DEN 16. JUNI
Letzte Nacht bekam ich etwa eine halbe Stunde Schlaf. Im Zelt war es total heiß, aber ich
hätte ja schlecht den Reißverschluss öffnen können. Dann wären noch mehr Viecher und
Mücken hereingekommen. Der einzige Moment, in dem ich mal frische Luft hereinlassen
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