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sack. Das Erste, was ich zu Gesicht bekam, war eine kleine Taschenlampe und eine ziem-
lich billig aussehende Pfeife - so eine, die manchmal in Weihnachtsknallbonbons steckt.
Daneben lag ein Erste-Hilfe-Kasten. Er sah nicht nur so aus, als hätte ihn schon mal jemand
anders in Gebrauch gehabt. Es fehlten auch Aspirin, Imodium und die Pflaster. Nur noch
die leeren Verpackungen waren da. Außerdem befanden sich in dem Rucksack ein Paar
Radlerhosen und ein Päckchen Kondome mit Geschmack. Keine Ahnung, was ich damit
anstellen sollte. Dass ich mich gegen Moskitos und Tollwut und Typhus würde schützen
müssen, war mir klar. Aber Kondome? Ich fragte mich, ob Steve sich vielleicht vertan und
mir aus Versehen seine Sporttasche mitgegeben hatte statt des Dschungelrucksacks - bis
ich ein Paar Blutegelschützer fand. Sie sahen aus wie zwei übergroße Socken, die man sich
über die Hose ziehen musste, damit die Blutegel sich nicht durch den Hosenstoff bohren
und sich festsaugen konnten. Ich bin ja davon überzeugt, dass derlei Erfindungen nur dazu
führen, dass die Egel kräftigere Kiefer und Zähne entwickeln. So wie die Giraffe einen lan-
gen Hals entwickelt hat, um an Futter zu kommen, das hoch über ihr hängt. Was Evolution
angeht, ist der Mensch sein eigener größter Feind.
In dem Rucksack steckte außerdem ein Buch mit schrecklichen Fotos von Leuten, die
von irgendwelchen Dschungelkreaturen an- oder aufgefressen worden waren. Leider gab
es keine Angaben zu den Tieren selbst oder dazu, was man am besten tun sollte, wenn man
gebissen wurde, und ich ahnte, dass Steve es einfach nur dazugepackt hatte, um mir Angst
einzujagen. Und es funktionierte. Ich musste an eine Fernsehdoku denken, die ich mal ge-
sehen hatte. Darin ging es um eine Bremsenart, die ihr Ei unter die Haut eines Menschen
legte, das dann wiederum auf die Größe eines Haribo-Colafläschchens anschwoll und an-
fing, unter der Haut herumzuzappeln. Warum in aller Welt tun die so was? Sie hätten doch
allen Platz der Welt - aber ausgerechnet unter die Haut eines Menschen legen sie ihre Eier!
Neulich erst habe ich irgendwo gehört, dass Bären sich Laubblätter in den Hintern stecken,
um Ameisen daran zu hindern, in sie hineinzukrabbeln und sie zu beißen. Ich weiß ja, dass
die Erde überbevölkert ist, aber so voll ist sie doch wohl auch wieder nicht, dass irgend-
jemand in jemandes anderen Arsch umsiedeln müsste. Kein Wunder, dass Paddington Bär
aus Peru nach London auswanderte. Aber wenn schon Bären dieses Land verlassen, frage
ich mich ernsthaft, was ich hier zu suchen habe.
Richard stellte mir einen Mann, Matt, vor, der mit unserer gesamten Kameraausrüstung
in dem zweiten Boot saß. Matt sei unser Sanitäter, sagte Richard - was mir umso mehr
Angst einjagte. Ich glaube wirklich, manchmal wäre es besser, ich wüsste überhaupt nicht,
wohin ich unterwegs bin und was auf mich zukommt. Diese winzigen Informationshäpp-
chen - »das ist unser Sanitäter« - sorgen nur dafür, dass meine Gedanken sich geradezu
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