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Ich bin nicht einmal getauft. Meine Mum hat immer gesagt, ich sollte das nicht allzu vielen
Leuten verraten, weil ich als Ungetaufter ein erstklassiges Hexenopfer abgeben würde. Ich
habe bis heute keine Ahnung, was sie damit gemeint hat.
Ahmed hat mir erzählt, dass er daran glaubt, nach dem Tod in einem in jeder Hinsicht per-
fekten Jenseits zu landen. Ich erwiderte daraufhin, dass ich eigentlich ganz zufrieden mit
meinem derzeitigen Leben sei. Ahmed erwähnte unter anderem, dass er in diesem perfek-
ten Jenseits nicht mehr auf die Toilette gehen müsse. Daraufhin verriet ich ihm, dass aufs
Klo zu gehen zu meinen täglichen Lieblingsbeschäftigungen zählt. Auf dem Klo verbringe
ich kostbare Zeit für mich allein, bekomme den Kopf frei und kann über Sachen nachden-
ken, ohne dass mich irgendjemand stört. Ich kann allerdings verstehen, dass er so denkt -
immerhin habe ich inzwischen ein paar ägyptische Toiletten gesehen: Sie bestehen nur aus
einem Loch im Boden und einem Schlauch zum Nachspülen.
Anschließend sind wir in die Altstadt von Kairo gegangen, um den Basar zu besichtigen.
Der Basar ist eine Ansammlung von schmalen, schmutzigen Gassen voller Motorräder
und Lieferwagen. An den Ständen selbst bekommt man überwiegend Klamotten, Baum-
wolle und Wolle. Als ich vorbeispazierte, riefen die Standbesitzer von allen Seiten: »Wie
kann ich dir dein Geld abknöpfen?«
Ich habe für Ricky nach so einem Umhang Ausschau gehalten. Er trägt daheim gern be-
queme Klamotten. Meistens hat er sogar bis nachmittags um fünf seinen Schlafanzug an.
Fündig wurde ich ziemlich schnell, aber es dauerte eine geschlagene Dreiviertelstunde, bis
ich einen Preis ausgehandelt hatte. Ich wünschte, sie würden einfach Preisschilder an die
Klamotten pinnen. Das würde einem diese Feilscherei ersparen. Ich meine, wenn man hier-
zulande loszieht, um nur mal eben Brot und Milch zu kaufen, kann das ja Stunden dauern!
Der einzige Vorteil am Handeln ist allerdings, dass man nie in diese peinliche Situation ge-
rät, wo einem ein paar Cent fehlen und man den Verkäufer darum bitten muss, sie einem zu
erlassen.
Wir kamen auch an einem Mann mit Käfigen voller lebendiger Kaninchen und Tauben
vorbei, die er als Nahrungsmittel verkaufte. Ich habe noch nie in meinem Leben Kaninchen
gegessen, andererseits hatte ich auch nie eins als Haustier. Aber die Idee, dass man sich
ein Kaninchen als Haustier zulegt und es einfach isst, wenn es einem irgendwann zu viel
Arbeit macht, finde ich eigentlich ganz clever. Wir würden sicher auch Meerschweinchen
essen, wenn die nicht so teuer wären.
Der Neue Basar war genauso vollgestopft mit Touristenkram. Kopftücher, Aschenbecher,
Spielzeugkamele, Plastikpyramiden. Auch wenn ich mich heute Morgen mit dem festen
Vorsatz auf den Weg gemacht hatte, auf dem Basar nichts zu kaufen, hatte ich eine Plas-
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