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tikkatze und einen Adler für meine Mum in der Tasche, als wir wieder gingen. Hoffentlich
findet sie den Adler auch praktisch. Sie hatte bis vor Kurzem zwei Vögel. Einer davon ist
allerdings gestorben, und sie hat einen Stein, auf den sie eine Feder des toten Vogels ge-
klebt hat, in den Käfig gelegt, damit Kes, der andere Vogel, weiterhin glaubt, er wäre nicht
allein. Ich habe mir gedacht, dass der Adler vom Basar vielleicht ein guter Ersatz wäre.
Unterwegs legte ich ein Päuschen ein, um in Ruhe einen Tee zu trinken, aber es war nicht
sonderlich erholsam, weil ich die ganze Zeit von irgendwelchen Leuten belästigt wurde,
die mir Geldbörsen, Brillen, Feuerzeuge, Kippen, Ketten, Ringe und Uhren andrehen woll-
ten.
Außerdem habe ich heute zum ersten Mal den Muezzin, den Gebetsausrufer, gehört. Man
kann ihn ehrlich gesagt auch gar nicht überhören. Das sind die einzigen Momente am Tag,
in denen das Hupen der Autos von Gesängen aus allen Ecken der Stadt übertönt wird.
Währenddessen bleibt alles einfach stehen. Das erste und letzte Mal, dass ich so was in
der Art erlebt habe, war, als ich mit achtzehn in einer Druckerei jobbte. Die ganzen Ar-
beiter an den Druckmaschinen, der Packstation und an den Schneidemaschinen hörten um
Punkt 11 Uhr auf zu arbeiten, um sich auf Radio 1 »Our Tune« mit Simon Bates anzuhören.
In Sachen Gebetsruf versucht jedes Viertel der Stadt, lauter zu sein als alle anderen. Wirk-
lich jeder scheint hier mitzuziehen. Aber es bleibt einem ja auch nichts anderes übrig, weil
man dem Ganzen sowieso nicht entkommen kann. Es bringt dich dazu, an Religion zu den-
ken, obwohl du eigentlich in dem Moment nicht daran gedacht hast. Ungefähr so, als wür-
de man immer dann Lust auf ein Eis bekommen, sobald man die Klingel des Eismanns
bimmeln hört. Als ich noch kleiner war, waren die einzigen Momente, in denen ich über-
haupt mit Religion in Berührung kam, die Sonntagabende, an denen im Fernsehen »Songs
of Praise« lief. Das war immer mein Startsignal, um in die Badewanne zu hüpfen und mein
wöchentliches Vollbad zu nehmen.
FREITAG, DEN 11. DEZEMBER
Gestern Abend hat Ricky angerufen und sich beschwert, weil ich mich nicht gemeldet habe.
Er meinte, er hätte mir jede Menge Nachrichten hinterlassen und um Rückruf gebeten, aber
ich komme an die Nachrichten nicht ran, weil ich mich irgendwie aus meiner Mailbox aus-
gesperrt habe. Ich hab vier Mal den falschen Code eingegeben. Ich hab ihm gesagt, dass
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