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Lautsprecher auf dem Dach parkte. Aus dem Lautsprecher tönte Technomusik. Er und sei-
ne vier Kumpels veranstalteten gerade einen kleinen Privat-Rave, und sie wollten, dass ich
mitmachte. Ich tanzte ein paar Stücke lang mit, dann erklärte ich ihnen, ich müsste zurück
zum Hotel, und sie boten mir an, mich zu fahren. Unterwegs erzählte mir einer von ihnen,
dass sie sogenannte Nachmen seien, die daran glaubten, Glück durch die Kraft des Tanzes
zu verbreiten. Höflich sagte ich: »Sehr gut«, aber eigentlich wollte ich nur noch zurück ins
Hotel. An einer roten Ampel hielten sie an, sprangen aus dem Wohnmobil und fingen wie-
der an zu tanzen. Die Fahrer um uns herum guckten verdutzt, aber die meisten lächelten.
Die Nachmen verrieten mir, dass sie täglich Hunderte von Menschen, die in Staus stan-
den, aufheiterten. Ich wandte ein, dass möglicherweise sie selbst die Staus verursachten. In
diesem Moment sprang die Ampel wieder auf Grün, und die Fahrer um uns herum sahen
plötzlich alles andere als amüsiert aus. Sie hupten und riefen uns zu, wir sollten weiterfah-
ren. Keine fünfhundert Meter weiter passierte das Gleiche wieder. Die Nachmen hüpften
aus dem Wagen und tanzten über die Straße und auf dem Dach des Wohnmobils wie die
Kids in dem Film Fame .
»Manchmal nehme ich meine Kinder mit. Sie sind total begeistert, es macht sie wirklich
glücklich«, sagte einer von ihnen zu mir.
»Aber kommen sie dann nicht zu spät zur Schule, wenn es immer nur heißt: ›Raus mit
euch, die Ampel steht auf Rot‹? ›Aber, Papa, ich komm zu spät zum Englischunterricht!‹?«
»Ach was, nein, es ist gut für sie«, versicherte er mir.
An einem Kreisverkehr in der Nähe meines Hotels hielten sie für einen längeren Tanz an,
zwei von ihnen kletterten aufs Wagendach, und sie drehten die Musik noch lauter auf als
zuvor - so laut, dass wir die näher kommenden Sirenen nicht hörten, bis das Polizeiauto
direkt neben uns anhielt. Die Polizisten stiegen aus und wiesen uns an, die Dreharbeiten
auf der Hauptverkehrsstraße umgehend einzustellen, weil wir die anderen Fahrer behindern
würden. Die Tatsache, dass zwei Typen auf dem Wagendach rumsprangen und die Musik
laut plärrte, schien sie überhaupt nicht zu stören.
Ich verabschiedete mich und ging.
DIENSTAG, DEN 25. MAI
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