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»Wieso nicht? Weil ich ihnen natürlich auch schlimme Dinge prophezeie, und das wollen
sie nicht hören. Sie können mich nicht leiden, so einfach ist das.«
»Kannst du ihnen denn nicht einfach was Netteres sagen als: ›Es wird einen Holocaust
geben‹?«
»Natürlich, aber ich habe ihnen ja auch gesagt, dass es einen Weg gibt, ihn zu verhindern,
indem sie umdenken.«
»Und das wollen sie nicht hören?«
»Nein, das wollen sie nicht hören.«
Und dann fing er an, in verschiedenen Sprachen irgendwas zu schreien, das die Leute of-
fenbar vor den Kopf stieß. Ich versuchte, lauter zu sein als alle anderen, um die Unterhal-
tung fortzusetzen.
»Gibt es auch Tage, an denen du denkst: ›Ich kann diesen Job nicht länger machen‹?«
»Wie bitte?«
Er hatte mich nicht verstanden. Ich versuchte es noch mal, etwas lauter diesmal. »Die
ganzen Leute, die dich die ganze Zeit anschreien - wenn ich du wäre, würde ich, glaub ich,
irgendwann denken: ›Ich hab keine Lust mehr darauf.‹ Verstehst du, was ich sagen will?«
»Ich habe keine Wahl.«
Das hebräische Geschrei ging weiter, doch Jesus saß einfach nur da und zündete sich eine
Marlboro an.
Ein Tourist rief ihm zu: »Erlöser! Erlöser! Ich hab ein Gesundheitsproblem. Lass mich
deine Kutte anfassen! Heile mich!«
»Lass mich in Frieden, du bekloppter Franzose!«, rief Jesus zurück.
»Lass mich deine Kutte anfassen, Erlöser!«
»Pfoten weg!«
Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich noch ein normales Gespräch mit Jesus entwickeln
würde, und zog mich zurück. Wenn der echte Jesus immer noch hier wäre, ginge es ihm
womöglich ganz genauso: Die Leute würden ihn entweder beschimpfen oder belagern. In
der heutigen Zeit mag vieles besser sein als zu biblischen Zeiten, aber tatsächlich brauchen
die Leute mehr Hilfe denn je. Neulich erst hab ich auf einer Soßenpackung die Nummer
einer Hilfe-Hotline entdeckt. Ich rief dort an, um herauszufinden, ob wirklich jemand das
Gespräch entgegennehmen würde. Als der Hörer abgenommen wurde, legte ich sofort wie-
der auf, schließlich brauchte ich keine Hilfe.
Ich war aus der Sonne gegangen und machte ein kleines Päuschen im Schatten, als ein
Typ auf mich zukam, der uns bei den Dreharbeiten beobachtet hatte. Er bedeutete mir mit-
zukommen. Er führte mich zu einem Parkplatz, auf dem ein Wohnmobil mit einem riesigen
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