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STEPHEN: Ja, also, anscheinend ist die Region nicht gerade stabil. Ich meine, du
weißt ja, dass das problematisch ist …
KARL: Ich hatte heute einen Sack über dem Kopf.
STEPHEN: Warum das denn, um Himmels willen?
KARL: Es war Teil des Sicherheitstrainings, das du für mich angeordnet hast.
STEPHEN: Ach so, ja, ja, das Training, natürlich!
KARL: Du hattest das schon wieder vergessen, oder? Du hast vergessen, dass du
einen Typen angeheuert hast, der mir einen Sack über den Kopf ziehen und mir
ein Gewehr in den Arsch schieben soll …
STEPHEN: Junge, du stammst aus Manchester, das ist dort doch auch an der Tages-
ordnung.
KARL: Nee, nee, nee, Steve, das war wirklich 'ne andere Hausnummer.
STEPHEN: Die haben dir also einen Sack über den Kopf gezogen. Und dann?
KARL: Dann kurvten sie ein bisschen auf dem Parkplatz rum und sind mit mir zu ei-
ner Hütte gefahren, wo sie mich angeschrien haben und wissen wollten, für wen
ich arbeite. Für ungefähr eine halbe Minute dachte ich wirklich: Das ist echt.
STEPHEN: Dann hat es dich ja bestimmt ein bisschen für die Region sensibilisiert,
oder? Und es hat deinen Horizont erweitert, oder nicht? Was ist dir denn durch den
Kopf geschossen, als du den Sack über dem Kopf hattest? Musstest du an Suzanne
denken? Oder an mich und Ricky?
KARL: Ich war einfach nur starr vor Schreck. Ich glaube, du verstehst nicht ganz, wie
schlimm das war. In meinem Kopf war gar nichts mehr.
STEPHEN: Es heißt doch immer, wenn einem das letzte Stündlein geschlagen hat,
zieht das Leben noch mal an einem vorbei. Was ist an dir vorbeigezogen, Karl?
KARL: Was weiß ich. Ich hatte einen Sack über dem Kopf. Ich konnte nichts sehen.
STEPHEN: Es zieht doch nicht buchstäblich an einem vorüber! Es ist nicht so, als wür-
den sämtliche Leute aus deiner Vergangenheit an dir vorbeitänzeln. »Oh, das ist
doch Tante Sowieso. Die hab ich ja seit 1973 nicht mehr gesehen.« Es ist im über-
tragenen Sinne gemeint … Ach, egal. Hör mal, apropos Extremsituationen. Ich bin
schon ganz aufgeregt. Du triffst dich morgen nämlich mit einem Mann, der glaubt,
er wäre Jesus. Du befindest dich in einer sehr, sehr religiösen Gegend.
KARL: Was hast du dir denn bitte schön dabei gedacht? Was soll mir das denn brin-
gen?
STEPHEN: Pass auf. Es gibt da ein Krankheitsbild, das sich Jerusalem-Syndrom
nennt. Manche Leute, die so einen heiligen Ort besuchen, sind so hingerissen von
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