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KARL: Um ehrlich zu sein, ich habe überhaupt nichts über dieses Land gewusst, be-
vor ich hergekommen bin. Die Leute fragen mich andauernd: Was meinst du? Was
hast du denn erwartet? Aber ich hatte ja keinen blassen Schimmer! Ich kann mich
auch nur noch dunkel an diesen Philip-Bailey-Song, »Chinese Wall«, erinnern.
Und der hat darin garantiert nicht behauptet, dass die Mauer in den 80ern neu er-
richtet wurde. Ich glaube fast, der Song ist älter als die Mauer … Aber mal ehrlich:
Ich hab langsam die Schnauze voll. Ich will wieder nach Hause.
RICKY: Ich bin ja mal gespannt, was unsere Zuschauer davon halten, dass die Chine-
sen zum Kacken zwar die Tür nicht hinter sich zumachen, aber dabei Bestellungen
fürs Essen entgegennehmen. Aber wenn's wahr ist …
KARL: Natürlich ist es wahr!
RICKY: Was ich aus dieser Geschichte lerne, ist dann wohl, dass ich beim nächsten
Mal, wenn ich bei meinem Lieblingschinesen anrufe, zuallererst frage: »Und, was
macht ihr gerade?« Und ich will nie wieder die Frage »Klein oder groß?« hören.
KARL: Und dieses Hühnchen King-Po bestelle ich auch nicht mehr.
SONNTAG, DEN 2. MAI
Was für ein trübseliger Tag! Wir wollten eigentlich das letzte Stück Mauer sehen, aber sie
endet im Meer. Es waren nicht sonderlich viele Touristen vor Ort. Irgendwie fühlte ich
mich in eins dieser alten Seebäder in England zurückversetzt. Ein Mann verkaufte Hotdogs,
eine Frau Postkarten, und ein anderer verlieh kleine Elektro-Gokarts. Insgesamt waren dort
vierundzwanzig Menschen, wenn man den Hotdog-Verkäufer mitzählte. Vor einem Welt-
wunder würde man eigentlich mehr Leute erwarten, oder nicht? Aber es machte mir nichts
aus. Es war sogar das Beste an diesem Abschnitt der Mauer.
Ich fuhr eine Runde mit einem dieser Elektro-Gokarts, dann reisten wir wieder ab. Unter-
wegs auf der Autobahn überholten wir einen Transporter voller Hunde. Es mussten wohl
so an die Hundert gewesen sein. Ich nahm an, sie waren auf dem Weg zum Schlachter.
Die Problematik mit Hundefleisch habe ich noch nie richtig verstanden. Es ist doch auch
nur Fleisch, und die Leute essen ja schließlich auch Schwein, Rind, Schaf und Hühnchen.
Aber Hund scheint einfach was anderes zu sein. Manchmal denke ich, dass eine zusätzliche
Fleischquelle schon praktisch wäre. Immerhin hat die Woche sieben Tage, aber im Super-
markt werden im Schnitt nur vier Fleischsorten angeboten. Also muss ich Mitte der Woche
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