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er sich hier in China in Lebensgefahr begeben, weil jemand kommen, ihn schnappen, ihm
den Kopf abschneiden und ihn essen würde. Alles in allem war das also kein besonders gu-
ter Rat von Mao Zedong.
Zum Frühstück hatte ich wieder ein hart gekochtes Ei. Dann gingen wir raus auf die Stra-
ße, um ein paar Aufnahmen vom Verkehr und von den Leuten zu machen. Irgendwann
musste ich aufs Klo. Ich suchte also die nächstbeste Toilette auf und sah mich zwei Kerlen
gegenüber, die auf ihren Schüsseln hockten. Die Klokabinen hatten keine Türen.
Einer der beiden zwinkerte mir zu. Zuerst dachte ich, er strengte sich womöglich gerade
mächtig an, aber dann erkannte ich ihn wieder als einen der Köche vom Vorabend. Der an-
dere schnatterte in sein Handy. Wahrscheinlich nahm er gerade eine Bestellung für seinen
Asia-Imbiss entgegen. Ich trat den Rückzug an. Draußen berichtete ich Krish von meinem
Dilemma. Ich hatte immer schon Probleme mit diesen Loch-im-Boden-Klos. Genau ge-
nommen ist es nicht das Loch im Boden. Es ist das Fehlen einer Tür. Man sollte meinen,
dass ein Volk, das die Chinesische Mauer errichten konnte, auch ein Stück MDF besorgen,
Scharniere dranschrauben und eine Tür daraus basteln könnte. Abgesehen davon hatte es
dort weder ein Waschbecken noch Klopapier gegeben. Ich frage mich, ob ich irgendwo die-
sen Hut mit Klorollenhalter kaufen kann, den ich in meinem Buch über Erfindungen gese-
hen habe.
Während die anderen weiter Filmaufnahmen machten, betrat ich eine Markthalle in der
Nähe. Der Raum quoll über von billigen, gefälschten Markenklamotten, DVD s, Handys,
Uhren und Schuhen. Ich erstand einen Handyhalter, eine Jacke und eine DVD , die ich mir in
meinem Hotelzimmer ansehen wollte, weil sie dort keine englischen Fernsehsender hatten.
Eigentlich wollte ich mir auch noch was zu essen kaufen, aber selbst in dieser Markthalle,
die einzig und allein für Touristen bestimmt war, gab es nur eigenartige Nahrungsmittel.
Beispielsweise gab es überall eine Art Blutkuchen - in unglaublichen Größen. Diese Blut-
klumpen sollten nicht das Wort »Kuchen« im Namen tragen dürfen. Aber egal - ich war so-
wieso nicht versessen darauf. Ich fuhr mit den anderen wieder zurück. Auf der Fahrt furzte
der Fahrer zwei Mal. Es schien ihm nicht im Geringsten peinlich zu sein. Als wir wieder
im Hotel waren, meinten die anderen, die Jacke, die ich gekauft hatte, sehe ganz okay aus,
sei aber bestimmt nicht wasserdicht.
In dem Restaurant an der Ecke bestellte ich wieder Nudeln, und Krish erzählte mir, dass
wir am nächsten Tag die Mauer besichtigen würden.
Bevor ich schlafen ging, sah ich mir noch die DVD an. Es war offensichtlich eine Raub-
kopie, und die Qualität war wirklich schlecht. Und auch der Film war nicht gerade gut - er
war per Camcorder in einem Kino abgefilmt worden. Nach ungefähr fünfunddreißig Minu-
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